Slalom-Königin Shiffrin überragt bei Comeback-Sieg
Crans Montana (dpa) - Die Slalom-Königin ist zurück - und wie! Mit einem beeindruckenden Sieg in Crans Montana hat Mikaela Shiffrin ihr Comeback im alpinen Ski-Weltcup gekrönt.
65 Tage nach ihrer schweren Knieverletzung verwies die weltbeste Technik-Rennfahrerin die Französin Nastasia Noens und Marie-Michele Gagnon aus Kanada auf die Plätze. Im Ziel lächelte Shiffrin erleichtert und griff sich an den Helm, fast so als könnte sie den Coup selbst nicht fassen. „War für ein unglaubliches Rennen!“, sagte sie. „Was für ein wilder Ritt!“
Der 18. Weltcup-Erfolg ist ein besonderer, war vor wenigen Wochen an einen Wettkampf auf Skiern noch gar nicht zu denken. Dann aber machte die Weltmeisterin und Olympiasiegerin in den Schweizer Alpen da weiter, wo sie vor ihrer Zwangspause aufgehört hatte: Shiffrin gelang der sechste Slalom-Sieg bei ihren vergangenen sechs Starts.
Die Herausforderinnen scheinen eingeschüchtert, alle vier Besten der Disziplinwertung patzten. Nur Shiffrin blieb cool und degradierte auch die Saisonsiegerinnen wie Frida Hansdotter aus Schweden und die Slowakin Veronika Velez Zuzulova zu Statistinnen. „Vom Kopf her bin stark, und das war der Schlüssel hier“, sagte Shiffrin, die keinen Wettkampf ausließ, um ihre Slalom-Vormachtstellung zu untermauern.
Dabei war ein Comeback in diesem Winter lange Zeit mehr als fraglich. Rechnete sie selbst nach der Verletzung im Dezember noch mit dem Saison-Aus, ging doch alles viel schneller. In den sozialen Netzwerken gab die Ausnahmekönnerin regelmäßig Auskunft über den Stand der Reha, und ihre Einträge waren auch versteckte Warnungen an die Konkurrenz: Ende Januar etwa wagte sie sich mit vorsichtigen Schwüngen erstmals wieder auf Schnee, eine Woche später schlängelte sie dann schon wieder elegant wie rasant durch die Trainingsstangen.
„Augen zu und durch!“ sei ihr Motto in den vergangenen Tagen gewesen, erzählte Shiffrin, „von Stunde zu Stunde“ nervöser sei sie geworden. Davon war am Mont Lachaux im Kanton Wallis dann nichts mehr zu sehen. „Das war schwierig“, meinte die Amerikanerin, die als letzte Starterin die schwierigste und demolierteste Piste vorfand. „In so etwas bin ich noch nicht gefahren, das war hart“, fand sie.
Shiffrin hatte mit ihrer Abwesenheit eine riesige Lücke hinterlassen, bei ihren zwei Saisonsiegen im November in Aspen fuhr sie Vorsprünge von 3,07 und 2,65 Sekunden heraus - das sind Slalom-Welten! Die Statistiken des Stars sind phänomenal: Zwischen Dezember 2014 und ihrem Unfall gewann sie sieben von acht Weltcup-Slaloms und war auch bei der Heim-WM nicht zu schlagen. Nach dem ersten Weltcup-Sieg 2012 war sie in 16 der folgenden 26 Slaloms nicht zu schlagen, verpasste nur fünfmal das Podest. Olympia-Gold 2014 ging natürlich auch an sie.
Ob sie sich in dieser Saison noch Chancen auf den Disziplin-Weltcup ausrechne? Mit 245 Punkten Rückstand auf Hansdotter ist die kleine Kristallkugel eigentlich nur noch rechnerisch möglich. „Dann müssten aber alle vor mir schon ständig ausscheiden“, sagte Shiffrin. „Ich schaue einfach, so viele Rennen wie möglich zu gewinnen.“