Sölden-Schwung für WM: Größtes Ziel für Höfl-Riesch
Sölden (dpa) - Endlich wieder Medaillensammeln! Nach einem Übergangsjahr ohne Titelkampf wollen die deutschen Alpinen um Maria Höfl-Riesch im WM-Winter ihre goldenen Zeiten aufleben lassen. Der Weltcup beginnt an diesem Wochenende im österreichischen Sölden.
Im Fokus steht aber vor allem der Saison-Höhepunkt Anfang Februar: „Das größte Ziel ist schon, bei der WM in Schladming erfolgreich zu sein“, sagte Doppel-Olympiasiegerin Höfl-Riesch im dpa-Interview. Für den Auftakt am Samstag beim Gletscher-Riesenslalom auf 3000 Metern Höhe sieht sie Kugel-Verteidigerin Viktoria Rebensburg als „große Favoritin“.
Auch im Rennen um den Gesamtweltcup hat Höfl-Riesch eine Konkurrentin ganz vorne auf der Rechnung - ihre Dauerrivalin Lindsey Vonn. „Wenn Lindsey in der Form der letzten Saison fährt - ob es da einen Zweikampf gibt, das wage ich zu bezweifeln“, meinte die 27 Jahre alte Partenkirchenerin über den zu erwartenden Wettstreit mit der Amerikanerin. „Wenn sie so weitermacht, wird sie bis zum Ende ihrer Karriere kaum jemand schlagen können im Gesamtweltcup.“ Das vor einem Jahr noch frostige Verhältnis zu ihrer früheren Ski-Freundin habe „sich Gott sei Dank wieder entspannt“.
Dem Team des Deutschen Skiverbands (DSV) traut Höfl-Riesch ebenfalls „einiges“ zu. Dank des zweiten Gewinns der Disziplinwertung von Olympiasiegerin Rebensburg, acht Siegen und 23 Podestplätzen gilt es eine positive Weltcup-Bilanz zu verteidigen. Ohne den Druck der wenig zufriedenstellenden Heim-Weltmeisterschaft 2011 mit zweimal Bronze zählt nun aber vor allem Edelmetall. „Wir wollen drei Medaillen gewinnen, zwei bei den Damen und eine mit den Herren“, forderte Alpindirektor Wolfgang Maier. Für die aufstrebenden Männer wäre es die erste seit Abfahrtsbronze von Florian Eckert 2001.
Schwung soll den DSV-Athleten dabei ein gelungener Auftakt in Sölden bringen - die Vorzeichen könnten aber besser sein. Nachdem Höfl-Riesch vergangene Woche „eine böse Erkältung“ erwischte, ist für die 27 Jahre alte Gesamtsiegerin von 2011 zumindest wichtig, „dass ich beim Weltcup-Auftakt starten kann“.
Während der Ausfall von Kathrin Hölzl mit anhaltenden Rückenproblemen abzusehen war, kam die kurzfristige Absage von Neureuther wegen einer Lendenwirbelentzündung hingegen überraschend. Den Aufwärtstrend der deutschen Herren, die vergangene Saison die beste Bilanz seit zwei Jahrzehnten einfuhren, soll damit zunächst Senkrechtstarter Fritz Dopfer fortsetzen. „In Sölden Skirennen zu fahren, macht richtig Spaß: 15 000 skiverrückte Fans feiern ein wahres Skifest am Gletscher“, sagte der gebürtige Österreicher, der erstmals zum Saisonauftakt mit einer Topnummer an den Start geht.
Mit dem neuen Material habe er sich arrangiert und seine Technik angepasst, meint der zweimalige Podestfahrer. Durch die längeren und schmaleren Ski versucht der Weltverband FIS die Zahl der schweren Verletzungen zu verringern - „es ist doch nicht so schlecht wie alle geglaubt haben“, meinte der österreichische Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher. Doch noch sind viele Athleten skeptisch. „Langsamer wird es dadurch jedenfalls nicht, und ob es am Ende wirklich ungefährlicher wird, muss man auch erst mal sehen“, sagte Höfl-Riesch.
Kritisch sieht die Allesfahrerin auch das Mammutprogramm mit 38 Weltcup-Rennen bei den Damen, 37 Wettbewerben bei den Herren und je fünf WM-Rennen sowie einem Teamwettbewerb in Schladming.
Neben den beiden Weltcup-Wochenenden in Garmisch-Partenkirchen und dem Technik-Auftritt der Damen in Ofterschwang steht als dritter deutscher Ort auch wieder München im Weltcup-Kalender. Am Olympiaberg soll ein neuer Versuch für einen City-Event gestartet werden. Vergangenen Winter war der Parallel-Slalom noch dem warmen Wetter zum Opfer gefallen. Die Pisten der spektakulären, aber sportlich umstrittenen Showveranstaltungen könnten in Zukunft noch außergewöhnlicher werden: Zuletzt begutachtete eine Delegation des Ski-Weltverbandes FIS den früheren Zirkus Maximus in Rom.
Der Deutsche Skiverband (DSV) geht mit folgendem Kader in die alpine Weltcup-Saison:
Damen: Lena Dürr (21/Germering), Christina Geiger (22/Oberstdorf), Veronique Hronek (21/Unterwössen), Maria Höfl-Riesch (27/Partenkirchen), Kathrin Hölzl (28/Bischofswiesen), Viktoria Rebensburg (23/Kreuth), Susanne Riesch (24/Partenkirchen), Gina Stechert (24/Oberstdorf)
Herren: Fritz Dopfer (25/Garmisch), Josef Ferstl (23/Hammer), Stephan Keppler (29/Ebingen), Stefan Luitz (20/Bolsterlang), Felix Neureuther (28/Partenkirchen), Andreas Sander (23/Ennepetal), Tobias Stechert (27/Oberstdorf)