Vonn stellt 35 Jahre alten Rekord ein: „Schöner Tag“
Cortina d'Ampezzo (dpa) - Lindsey Vonn schrie vor Freude, als sie in Cortina d'Ampezzo die Anzeigetafel entdeckte.
„Ich bin so froh, dass ich ins Ziel gekommen bin und nicht Nummer neun gesehen habe, sondern Nummer eins“, schwärmte die Abfahrts-Olympiasiegerin von 2010 nach dem 62. Weltcup-Sieg ihrer Laufbahn. „Es war wirklich ein langer Weg bis jetzt. Es ist eine unglaubliche Karriere. Ich hätte nie geträumt, dass ich so weit komme.“
Den 35 Jahre alten Rekord von Annemarie Moser-Pröll hat Vonn zwei Wochen vor ihrer Heim-WM in Vail und Beaver Creek nun eingestellt - und könnte schon am Montag beim Super-G in Italien zur alleinigen Spitzenreiterin der ewigen Bestenliste aufsteigen. Da will auch Viktoria Rebensburg, die nach einem Fahrfehler nur 23. wurde, wieder angreifen.
Unmittelbar nach der Freude im Ziel hatte sich Vonn erschöpft in den Schnee gelegt. Noch musste sie zittern. Elisabeth Görgl war bei den beiden ersten Zwischenzeiten klar schneller, doch auch die Österreicherin konnte die Bestzeit der 30 Jahre alten US-Amerikanerin in Cortina d'Ampezzo nicht mehr knacken. „Die fährt immer mit Vollgas. Bisschen verrückt vielleicht“, sagte Vonn, die sich nach Görgls Zieldurchfahrt erleichtert an den Kopf fasste.
Glückwünsche kamen auch von ihrer langjährigen Freundin und ARD-Expertin Maria Höfl-Riesch: „Du hast es dir so verdient, du hast so gekämpft“, sagte die deutsche Rekord-Alpine bei Olympia.
Als die Nationalhymne der USA für sie gespielt wurde, schloss Vonn die Augen und legte die Hand aufs Herz - Sekunden später bespritzten Görgl und die drittplatzierte Italienerin Daniela Merighetti sie mit Champagner. Selbst hatte sie Mühe, ihre Flasche zu öffnen. Aber das war der viermaligen Gesamtweltcupsiegerin egal. Bei strahlendem Sonnenschein in den Dolomiten sagte sie: „Heute ist wirklich ein schöner, schöner Tag. Ich habe gewusst, dass dieser Tag einmal kommen wird. Aber meine ganze Familie ist hier und ich wollte etwas Schönes für sie machen. Ich bin so dankbar, dass sie alle hier sind.“
Mit ihrer Fahrt über die Olympia delle Tofane unterstrich Vonn zudem ihre Medaillenform vor dem Saisonhöhepunkt - und das in ihrer Comeback-Saison. Bei der WM im Februar 2013 erlitt sie einen Kreuzbandriss und kaum zurück im Weltcup noch einen.
Nach Monaten der Reha scheint Vonn inzwischen zu alter Leistungsstärke zurückgefunden zu haben. In der Disziplin-Wertung liegt sie an der Spitze, Rebensburg dagegen musste Rang zwei an Tina Maze abgeben. Die Slowenin, die ihre Führung im Gesamtweltcup ausbaute, wurde in Cortina Fünfte.
Rebensburg vergab ein besseres Resultat durch einen Fahrfehler im Mittelteil. „Ich war bis dahin ganz gut dabei. Es war schon relativ massiv, was ich da angestellt habe“, berichtete die Riesenslalom-Olympiasiegerin von 2010, die noch am Freitag gute Dritte geworden war. „Es ist natürlich nicht ganz zufriedenstellend.“ Besser machen kann sie es am Montag beim Super-G - die Aufmerksamkeit gehört aber wohl wieder Rekordfrau Lindsey Vonn.