WM-Check ohne Vonn - „Sie wird das wegstecken“
Beaver Creek (dpa) - Der alpine Ski-Weltcup nimmt im Olympia-Winter Fahrt auf - und die Schnellste fehlt. Maria Höfl-Riesch & Co. starten mit der Abfahrt am Freitag den Test der künftigen WM-Strecken in Beaver Creek, Olympiasiegerin Lindsey Vonn schuftet dagegen wieder einmal in der Reha.
Trübsal blasen gilt aber nicht bei der kampfeslustigen Vonn. „Ich habe noch viel vor in der Saison, und es ist noch ausreichend Zeit bis Sotschi“, sagte sie. In den Tagen vor dem Weltcup quälte sich die viermalige Gesamtweltcupsiegerin mit getaptem Knie im Fitnessraum. Die restliche Alpin-Elite freute sich nach den ersten Trainingsfahrten auf der anspruchsvollen „Raptor“-Piste über eine WM-reife Strecke in Amerika.
„Das ist wie eine Achterbahn hin und her und hoch und runter, da muss man einfach wirklich wach sein und Spannung haben“, betonte eine zufriedene Höfl-Riesch nach den Trainingsplätzen acht und zwölf. Am Freitag will sie beim ersten von insgesamt elf Rennen für Herren und Damen in Beaver Creek und Lake Louise/Kanada am liebsten gleich auf das Podest fahren. Gerade auf den Strecken, auf denen in einem Jahr die WM-Medaillen vergeben werden, könnten gute Ergebnisse noch mehr als nur Weltcup-Ehren bedeuten.
„Es ist immer gut, wenn man zu einem Großereignis kommt und die Strecke schon mal gefahren ist. Wenn ich gut zurechtkomme, wäre das vielleicht ein Grund, die WM in Vail doch noch in Angriff zu nehmen - mal schauen“, sagte die Doppel-Olympiasiegerin der Nachrichtenagentur dpa. Entweder nach diesem Winter mit Olympia als Höhepunkt oder nach der WM 2015 in Vail/Beaver Creek will sie ihre Karriere beenden.
Alle diese Gedankenspiele sind derzeit aber in weiter, weiter Ferne. Der Fokus geht für Höfl-Riesch auf die nahenden Weltcup-Rennen. Und bei Vonn? Da geht es nach dem Trainingsunfall vom 19. November und der neuerlichen Blessur am rechten Knie erst einmal um die Rückkehr. Die Freundin von Golfstar Tiger Woods hat ein Blitz-Comeback für die nächste Woche in Lake Louise ins Visier genommen. „Ob es klappt, werde ich erst wissen, wenn ich wieder auf Ski gestanden habe“, erklärte die 29-Jährige, die sich bei der WM im Februar schon einmal an dem Knie schwer verletzt hatte.
Maria Höfl-Riesch traut der langjährigen Freundin trotz des „Riesenpechs“ auf jeden Fall weiter einen starken Winter zu. „Wenn sie keine Schmerzen hat und das Knie stabil ist, wird sie sicher voll angreifen. Natürlich ist ein Kreuzband-Einriss im Unterbewusstsein erst mal ein Hemmnis, aber Lindsey ist mental so stark, sie wird das wegstecken“, sagte die 24-malige Weltcup-Siegerin. Auch für den US-Verband wäre ein Comeback ziemlich wichtig: Vonn ist nicht nur Topanwärterin auf Olympia-Gold, sondern auch ein wichtiges amerikanisches Wintersport-Gesicht für Sotschi. Als großer Star ihrer Heim-WM 2015 ist sie ohnehin auserkoren.
Bevor die Damen in einer Woche an Lindsey Vonns Lieblingsstrecke Lake Louise an der Reihe sind, starten dort am Samstag und Sonntag die Männer. Beim ersten Training war der ehemalige Abfahrtsweltmeister Erik Guay (Kanada) am schnellsten, aus dem deutschen Team schlug sich Josef Ferstl als 21. achtbar. Zweitbester Deutscher war Tobias Stechert auf Rang 30. Vor einem Jahr trumpfte der Oberstdorfer als Fünfter groß auf, kurz danach verletzte er sich.
Er kehrte ebenso wie Andreas Strodl (50. Platz) und Andreas Sander (59. Platz) in den Weltcup zurück. Für Strodl war die Verletzungspause besonders lang: Er fuhr zuletzt vor drei Jahren im Weltcup und musste seitdem wegen der Knieverletzung pausieren.