„Wundertüte“ Neureuther mit bitterem Einfädler
Bansko (dpa) - Felix Neureuther war fassungslos. Keine drei Sekunden war der Partenkirchener im Finale von Bansko auf der Slalom-Piste unterwegs, da fädelte er gleich am ersten Tor ein.
Konsterniert blickte der zweimalige Weltcupgewinner zurück zum Starthaus, von wo er aussichtsreich als Dritter ins Rennen gegangen war. Wenig später verschwand er wortlos aus dem Zielraum in Bulgarien.
„Das ist natürlich das Bitterste, was einem Skirennfahrer passieren kann“, meinte Alpin-Direktor Wolfgang Maier zu dem Fauxpas. Beim Parallel-Slalom von Moskau werde Neureuther „wieder seine wahre Stärke zeigen“, prognostizierte Teamkollege Fritz Dopfer. Der 24-Jährige überzeugte seinerseits beim neunten Saisonerfolg von Marcel Hirscher als Vierter und verpasste seine dritte Podestplatzierung nur knapp. „Nach gestern ist das eine große Rehabilitation und ich bin sehr, sehr glücklich“, sagte der 24-Jährige.
Während Dopfer sich nach dem „enttäuschenden“ 20. Platz aus dem Riesenslalom vom Vortag stark zurückmeldete, lässt Neureuther in seiner Parade-Disziplin hingegen jede Konstanz vermissen. Nach verheißungsvollem Saisonstart mit vier Top-Ten-Plätzen, darunter zwei Podesträngen, kam er bei den vergangenen fünf Slaloms viermal nicht in die Wertung. „Er ist der einzige, der von der Geschwindigkeit mit Hirscher mithalten kann“, stellte Maier fest, „aber Felix ist und bleibt eine Wundertüte. Es geht bei ihm immer auf und ab.“
Neureuther war mit 0,1 Sekunden Rückstand auf Hirscher in den zweiten Durchgang gestartet, konnte den Österreicher aber nicht unter Druck setzen. Im Finale distanzierte der Technik-Dominator die Konkurrenz wie den zweitplatzierten Andre Myhrer aus Schweden dann erneut um mehr als eine halbe Sekunde und freute sich über „das geile Rennen“. Nachdem er bereits den Riesentorlauf am Samstag gewonnen hatte, fehlen dem 22-Jährigen in der Gesamtwertung nur noch 18 Punkte auf den verletzt aussetzenden Kroaten Ivica Kostelic.
Der verletzte Titelverteidiger lässt das City-Rennen in der russischen Hauptstadt aus. Für Neureuther, im Riesentorlauf guter 14., bietet sich dort direkt die schnelle Chance zur Rehabilitation. „Er lässt sich davon sicher nicht aus der Ruhe bringen“, versicherte Dopfer, „er weiß, dass er bei den Schnellsten dabei ist und mit dem Anspruch geht er auch wieder im nächsten Rennen an den Start. Wir bauen ihn jetzt alle wieder auf.“
Und auch Alpin-Direktor Maier versuchte, Neureuther Trost zu spenden. Derartige Alpin-Malheure seien auch schon Österreichs Slalom-Star Marlies Schild oder Markus Wasmeier passiert. „Das war eine der bittersten Erfahrungen meines Sportler-Lebens“, erinnerte der Doppel-Olympiasieger einmal an sein Scheitern am ersten Super-G-Tor bei Olympia 1988. Aber daraus habe er „viel gelernt“.