Zum Geburtstag in den Klettergarten: Mittermaier wird 65
Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Rosi Mittermaier will ihren 65. Geburtstag im Klettergarten feiern. „Dann kommt niemand auf den Gedanken, sich allzu schön anzuziehen“, erklärte „Gold-Rosi“ ihren Plan der Deutschen Presse-Agentur.
Kraxeln, balancieren und frische Luft bereiten der ehemaligen Weltklasse-Skirennfahrerin und Bergliebhaberin grundsätzlich viel Freude. Und körperlich ist die Doppel-Olympiasiegerin von 1976 noch immer in guter Verfassung. „Ich bin fit - und so kleine Geschichten, da redet man nicht drüber“, sagte sie vor ihrem Jubiläum am Mittwoch mit einem Augenzwinkern.
Bodenständig, freundlich, zurückhaltend - ihrem Wesen bleibt Mittermaier auch dann treu, wenn andere sie gerne in den Mittelpunkt stellen möchten: „Gefühle zu zeigen oder zu beschreiben, da bin ich schlecht drin. Weil ich mich selbst nicht hervorheben möchte als etwas Besonderes.“
Dabei macht es keinen Unterschied, ob sie einer Gruppe die Vorzüge von Nordic Walking vermittelt, im Fernsehen auftritt oder von der Klasse einer befreundeten Lehrerin nach ihren Emotionen bei den Olympischen Spielen von Innsbruck gefragt wird. „Mein Leben wird immer auf '76 und Olympia reduziert. Ich kann verstehen, dass das für die Menschen wichtig ist - aber für mich ist das nie das Wichtigste gewesen“, beteuerte Mittermaier, die eigentlich Rosa Katharina heißt.
„Die Rosi ist eine Leistungssportlerin ohne Ehrgeiz, die nicht mal weiß, wie viele Weltcuprennen sie gewonnen hat“, sagte Ehemann Christian Neureuther einmal über seine Frau. Für Sohn Felix Neureuther, selbst inzwischen mit zwei WM-Einzelmedaillen ausgezeichnet, ist seine Mutter deswegen gar ein „Phänomen in der Hinsicht. Ihr ist das Verlieren eigentlich wurscht.“
„Dieses ganze Verbissene, Extreme, das mag ich nicht gern. Es darf nicht sein, dass man Tränen vergießt wegen einem Hundertstel hin oder her“, erklärte Mittermaier ihre positive Haltung. „Ich hätte nie gesagt, ich werde Olympiasiegerin. Ich wollte halt gut fahren.“
In jener Saison holte sie bei den Winterspielen erst Gold in der Abfahrt, dann im Slalom und schließlich noch Silber im Riesenslalom. Alle drei Wettbewerbe zählten auch als Weltmeisterschafts-Rennen, dazu kam WM-Gold in der Kombination - und am Ende des Winters der Sieg im Gesamtweltcup. „Gold-Rosi“, wie die Medien sie tauften, war spätestens danach weltweit ein absoluter Superstar.
Auf dem sportlichen Höhepunkt beendete Mittermaier ihre Karriere im Alter von nur 25 Jahren. „Olympische Spiele und Weltcup gewonnen, im gleichen Jahr - mehr ist ja nicht möglich“, begründete sie diesen Entschluss knapp vier Jahrzehnte später. „Da war ein Hype und so viele Menschen, da haben auch alle gesagt, da hast du keine Ruhe mehr zum Trainieren. Außerdem haben sich Türen geöffnet. Ich konnte Verträge schließen. Das war die Möglichkeit, eine Existenz zu gründen.“
In einem Alter, das für andere den Übertritt ins Rentnerleben bedeutet, habe sie daher das Privileg, nur noch „unterwegs zu sein für Dinge, die uns Spaß machen“. Oft hilft sie dabei anderen Menschen, sei es durch Spenden sammeln oder ihre Kontakte zu wichtigen Persönlichkeiten.
Inzwischen nimmt die in Garmisch-Partenkirchen lebende Bayerin sogar das Wort „stolz“ freiwillig in den Mund. Aber fast nur im Zusammenhang mit Enkel Oskar, den Tochter Ameli im Frühjahr zur Welt brachte. „Die ganz große Freude. Einzigartig. Das haben wir uns immer gewünscht. Der Oskar ist der Hammer“, berichtete Mittermaier.
Ihre Ziele für die kommenden Jahre? Wie immer die Geranien über den Winter bringen - und mit Ehemann Christian den Sonnenspitz besteigen, einen Berg in Sichtweite ihres Gartens. „Ich hoffe, dass wir das nicht so lange verschieben, bis wir nicht mehr rauf kommen“, meinte sie. Eile scheint allerdings nicht geboten.