Am Holmenkollen wurde Grimmer zu Ski-Legende

Erfurt (dpa) - Mit seinem Sieg vor 33 Jahren im Mekka des nordischen Skisports wurde er zur Legende. Gerhard Grimmer war 1970 der erste Deutsche, der den prestigeträchtigen 50-Kilometer-Langlauf am Holmenkollen in Norwegen gewann.

Ein Jahr später schaffte er den erneuten Erfolg beim Klassiker schlechthin - mit sieben Minuten Vorsprung. Am Samstag feiert Grimmer seinen 70. Geburtstag - und noch immer gilt der Seligenthaler international als der renommierteste deutsche Skilangläufer.

Inzwischen ist Grimmer selbst aber vor allem TV-Konsument - wenn es seine Zeit erlaubt. Er singt im Männerchor. Er hilft seiner Tochter im Berggasthof auf der Ebertswiese. Und er wandert, auch wenn die Knochen manchmal Probleme bereiten. „Früher haben wir uns über die Alten amüsiert, wenn sie glaubten, Wetterumschwünge in ihren Knochen fühlen zu können. Heute geht's einem selbst so“, sagt Grimmer und schmunzelt.

Früher machten ihm weder Wetter noch die Gegner meist Probleme. So auch bei seinem Sieg 1971 am Holmenkollen. „Es wurde mit Start des Rennens immer wärmer. Die meisten Kontrahenten hatten Klister aufgetragen“, erinnert sich Grimmer. „Ich blieb bei Hartwachs. Beim Anstieg aus dem Stadion musste ich mich mächtig in die Arme hängen, doch auf dem Berg lief mein Brett.“ Nach dem Rennen wurde er vom dreimaligen Weltmeister Gjermund Eggen und dem zweimaligen Olympia-Medaillengewinner Johs Harviken auf Schultern durch die Arena getragen. Die Bilder sind in die Holmenkollen-Geschichte eingegangen.

Der Erfolg war keine Eintagsfliege. Schon 1970 hatte er zweimal Silber und einmal Bronze bei der WM in Strbske Pleso gewonnen. Vier Jahre später krönte er seine Laufbahn als Weltmeister über 50 Kilometer und mit der Staffel. Dazu kam der zweite Platz über 15 Kilometer. 1971 und 1974 beendete er die Saison jeweils als Erster der FIS-Weltrangliste, einem Vorgänger des heutigen Weltcups.

„Gerhard Grimmer ist sehr bekannt bei sportinteressierten
Norwegern, speziell bei denen, die Skisport lieben. Und davon gibt es bei uns sehr viele“, sagt Rolf Arne Odiin, viele Jahre Ski-Experte der größten norwegischen Tageszeitung „VG“ und Miterfinder des Langlauf-Weltcups.

Bei Olympia hatte der aus Katharinaberg im Sudetenland stammende Grimmer, der erst mit 18 Jahren zum Leistungssport fand, weniger Glück. 15. war er bei seiner Premiere 1968 in Grenoble. 1972 bremste eine Virusinfektion den als Mitfavoriten angereisten Thüringer. 1976 wurde er 5. über 50 Kilometer.

Nach Laufbahnende wurde Grimmer Sportfunktionär. Für die FIS war er als Technischer Delegierter unterwegs, im heimischen ASK Oberhof stieg er bis zum Clubchef auf. Die Funktion gab er im Sommer 1990 auf. Mit der Wiedervereinigung wurde er von der Bundeswehr als Oberst übernommen, stellte dann aber den Antrag auf Entlassung. 1990 war er maßgeblich an der Gründung des Thüringer Skiverbandes beteiligt, wurde dessen Präsident und blieb das bis 1995.