Angerer/Teichmann: Selbstständig als Ü-30-Gruppe
Leipzig (dpa) - Alles neu auf der Zielgerade der Karriere: Die beiden besten deutschen Skilangläufer des vergangenen Jahrzehnts, Tobias Angerer und Axel Teichmann, wollen es mit Blickrichtung Olympia 2014 noch einmal wissen und setzen auf Selbstständigkeit.
Trainingspläne, Trainingsintensität, Trainingsorte - Angerer und Teichmann gehen eigene Wege und sind vor dem Saisonstart am Wochenende im norwegischen Sjusjøen selbst gespannt, was das Abenteuer „Ü-30-Gruppe“ bislang gebracht hat.
„Ich brauchte nach all den Jahren Training eine neue Motivation. Ich bin Cuno Schreyl dankbar für alles, was er für mich getan hat. Doch jetzt war es an der Zeit, noch etwas Neues zu probieren“, erzählt Angerer und führt noch eine andere Begründung mit ins Feld: „Ich wollte mehr zu Hause sein, sehen, wie die Kinder groß werden, mich mit einbringen. Da ist Training in der Nähe ideal.“ Karl Zellner, sein Coach aus Jugendzeiten, betreut den Vachendorfer, doch Angerer macht wie Teichmann und der ebenfalls zur Ü-30-Gruppe gehörende Jens Filbrich (Frankenhain) vieles in Eigenregie.
„Es war an der Zeit, dass die Jungs selbstständig werden. Klar haben sie sich Hilfe gesucht, eben bei Karl Zellner oder auch beim früheren Biathlon-Bundestrainer Frank Ullrich. Aber sie mussten ihre eigenen Ideen einbringen. Wir haben ihnen keine Steine in den Weg gelegt“, betont Bundestrainer Jochen Behle. Und so trainierten die drei ganz anders als in den vergangenen Jahren. „Neue Orte, neue Reize, neue Erfahrungen - alles war viel individueller. Wir haben anders trainiert, aber nicht schlechter“, sagt Angerer.
„Es ist schon eine ungewöhnliche Situation. Zwölf Jahre habe ich immer das Gleiche gemacht, jetzt eben nicht mehr. Wir haben das Rad aber nicht neu erfunden. Aber besonders im Kraftbereich haben wir zugelegt, das war zuletzt etwas zu kurz gekommen. Und wir haben sehr viel in der Höhe trainiert“, berichtet der Bad Lobensteiner Teichmann. Die Werte bei den Sommer- und Herbstüberprüfungen seien teilweise sogar besser gewesen als in den Jahren zuvor. Großen Wert legte das Trio auch auf Regeneration. „Die Erholungsphasen haben wir unserem Alter angepasst. Was aber nicht heißt, dass wir auf der faulen Haut gelegen haben“, sagt Teichmann.
Dass sie nicht schon früher selbstständiger geworden sind, hat einfache Gründe. „So lange wir richtig erfolgreich waren, gab es doch keine Gründe, etwas zu verändern. Da spielte auch die Angst mit, plötzlich einzubrechen. Nach der vergangenen Saison aber war der richtige Zeitpunkt gekommen, zumal wir vom DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller bestärkt wurden und die Rückendeckung bekamen“, erzählt Teichmann.
Was all das Wert ist, weiß keiner. „Natürlich werden wir die ersten Wettkämpfe brauchen, um in uns hineinzuhorchen. Wichtig sind die Rückschlüsse, die wir im Saisonverlauf ziehen. Denn die WM 2013 in Val di Fiemme, vor allem aber Olympia 2014 sind die Ziele. Dort wollen wir Bestform haben. Da kann es durchaus sein, dass wir in Sachen Training schon in der nächsten Saison einiges verändern müssen, vielleicht aber auch nicht. Hauptsache ist, dass wir den Spaß am Skilanglauf behalten“, erklärt Angerer und Teichmann ergänzt: „Das erste Fazit sollten wir nach der Tour de Ski ziehen. Bis dahin sollten wir versuchen, schon die eine oder andere Top-Ten-Platzierung zu erlaufen.“