Böse Sotschi-Erinnerungen: Kombinierer erleben Déjà-vu
Ramsau (dpa) - Die deutschen Kombinierer haben beim Weltcup im österreichischen Ramsau ein nicht erwartetes Déjà-vu erlebt. Sowohl in der Staffel als auch im Einzelrennen gab es eine Kopie der enttäuschenden Entscheidungen bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi.
„Wir haben Weihnachtsgeschenke verteilt“, ärgerte sich Bundestrainer Hermann Weinbuch. Ein zweiter Platz durch die Staffel hinter Norwegen und Rang drei durch Fabian Rießle beim Sieg von Jason Lamy Chappuis aus Frankreich waren aber dennoch zumindest eine ordentliche Ausbeute.
„Wir müssen weiter hart arbeiten und endlich cleverer werden“, kündigte Weinbuch an. Was war geschehen? In der Staffel musste sich Schlussläufer Rießle wie bei Olympia dem Norweger Jörgen Graabak im Foto-Finish geschlagen geben. Er war von vorn gelaufen und wurde vom norwegischen Doppel-Olympiasieger noch überholt. „Wir hätten die Norweger zu gern geschnickt“, meinte Weinbuch. Rießle sagte: „Irgendwann werde ich ihn schlagen.“
Der Weltcup-Spitzenreiter war auch am Sonntag wie in Sotschi eine entscheidende Figur. Gemeinsam mit Johannes Rydzek, Lamy Chappuis und dem Norweger Mikko Kokslien ging er ins Stadion. Der Breitnauer hatte die meisten Kräfte, als Vierter aber vor der letzten Kurve die schlechteste Ausgangsposition. Dann machte Rydzek einen schwerwiegenden Fehler. „Er ließ Lamy Chappuis innen durch. Das darf nicht passieren“, sagte Weinbuch. Von diesem Missgeschick geschockt, versperrte er auch Rießle den Weg, der auf Rydzeks Ski fuhr und seinen Teamkollegen zu Fall brachte. Auch das war in Russland im Februar passiert.
„Es ist blöd, dass es wieder Johannes getroffen hat. Aber so etwas passiert im Finale“, sagte Rießle, der sich aber freute, das Gelbe Trikot mit ins neue Jahr zu nehmen. „Darauf bin ich wirklich stolz. Jetzt freue ich mich auf den Heim-Weltcup in Schonach Anfang Januar“, bemerkte der Schwarzwälder.
„Wir haben es eigentlich drauf, doch dann vermasseln wir es uns selbst“, schimpfte der Bundestrainer, der auch mit Olympiasieger Eric Frenzel haderte. „Er hat unheimlich viel Führungsarbeit geleistet, die Gruppe nach vorn geführt. Dabei ist er derjenige, der am Ende die meiste Kraft benötigt. Das sagen wir immer wieder, aber er kann sich nicht zurückhalten. Lamy Chappuis und Kokslien haben einfach nur Danke gesagt“, berichtete Weinbuch.
Nach all dem Ärger wollte er sich das Jahr jedoch nicht schlechtreden. „Wir bestimmen die Spitze, haben viele Leute, die ganz vorn dabei sind und einen guten Nachwuchs. Um die Kombination muss einem nicht bange sein“, bemerkte Weinbuch.