Durchwachsener Start: Langläufer suchen Rhythmus
Gällivare (dpa) - Lange Gesichter, aber keine Panik bei den deutschen Langläufern: Der Weltcup-Auftakt im schwedischen Gällivare verlief nicht wie gewünscht für die Schützlinge von Bundestrainer Jochen Behle.
Nicole Fessel als Neunte über 10 Kilometer, Tim Tscharnke als Elfter im 15-km-Freistil-Rennen waren noch die besten Ergebnisse. In den Staffel-Entscheidungen kamen die Damen auf Rang vier, die Herren wurden Sechste. Erwartungsgemäß holten sich die Olympiasieger die Siege: Marit Björgen und ihre norwegische Mannschaft waren ebenso souverän wie der Schwede Marcus Hellner und sein Team.
„Wir haben uns nicht viel ausgerechnet, aber Platz sechs in der Staffel ist wirklich etwas enttäuschend. Schließlich wollen wir im Herren-Bereich immer um die Podestplätze mitgehen“, sagte Behle. Ausschlaggebend war ein Einbruch von Tobias Angerer auf der zweiten Klassik-Schleife. „Es läuft sehr zäh, ich fühle mich nicht so besonders. Ich bin ganz schnell an dem Punkt, an dem die Muskeln zumachen. Ich weiß nicht, woran es liegt“, rätselte Angerer nach den Gründen.
Seine Teamkollegen machten ihm keine Vorwürfe. „Wir gewinnen als Team und verlieren als Team“, meinte Jens Filbrich (Frankenhain) und Axel Teichmann (Bad Lobenstein) ergänzte: „Wir sind noch nicht in der Verfassung, wo wir agieren können. Aber deshalb stecken wir den Kopf nicht in den Schnee.“
Lobende Worte gab es für Tscharnke. Der Biberauer schaffte sein bestes Einzel-Ergebnis im Distanzbereich und war auch in der Staffel der Beste. „Tim ist am Wochenende stark gefahren. Er hat alle Fähigkeiten, auch mal ganz vorn zu sein“, betonte Behle. Vor dem Rennen hatte der 20-Jährige noch vor Wut geschäumt. „Rund 100 Schweden haben im Hotel eine Party gefeiert und das bis zum frühen Morgen. Ich habe kein Auge zugemacht“, schimpfte er, lief dann aber couragiert. „Ich wollte nur rennen, aber am Ende war ich dann doch sehr müde“, sagte Tscharnke und trauerte der vergebenen Möglichkeit hinterher, gleich im ersten Rennen die WM-Norm für Oslo zu erfüllen.
Fessel war die positive Überraschung bei den Frauen. Das beste Distanz-Ergebnis ihrer Karriere und ein couragierter Staffel-Auftritt machten die Oberstdorferin, aber auch die Trainer zufrieden. „Meine Trainingsergebnisse waren schon gut, aber ich wusste nicht, ob ich es in den Wettkampf rüberbringen kann und wie stark die Konkurrenz ist. Insofern war das Wochenende sehr, sehr schön und lässt hoffen“, meinte die 27-Jährige. „Man hat im Sommer gesehen, dass sie enorme Fortschritte gemacht hat. In der Staffel war sie taktisch vielleicht nicht so clever, aber das kann man zum Saisonstart auch nicht erwarten“, meinte Frauen-Trainer Janko Neuber.
Er sieht sich in seiner Philosophie bestätigt, dass auch in dieser Saison vordere Platzierungen eher in den Mannschaftsentscheidungen zu erringen sind. „Platz drei ist ein realistisches Ziel für die Staffel. Norwegen und Schweden sind von der individuellen Klasse her sehr weit weg. Und bei unserer dünnen Besetzung darf nichts passieren“, meinte der Oberwiesenthaler Coach.