Ein Olympiasieger „geht fremd“ - Frenzel klettert

Königstein (dpa) - Eric Frenzel geht in diesem Sommer eigene Wege - und steile noch dazu. Während seine Teamkollegen mit dem Nationalteam der Nordischen Kombination auf Mallorca Kilometer auf dem Rad bolzen, strampelt der Olympiasieger in der Sächsischen Schweiz die Berge hinauf und hinunter.

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Und das nicht nur auf dem Rad. „Es war schon lange mein Wunsch, an den berühmten Felstürmen des Elbsandsteingebirges mal zu klettern“, erzählt der smarte Skiheld und bindet sich ins Seil ein. Am Falkenstein, wo vor 150 Jahren die Idee des sportlichen Freikletterns geboren wurde, steigt er bis hinauf zum Gipfel. „Von den Schanzen her bin ich ja einiges gewöhnt“, meint Frenzel, „aber ein bisschen mulmig und irgendwie anders ist das hier schon. Besonders, wenn man dann plötzlich mal mit 50 Metern Luft unterm Hintern in so einer Wand hängt und nicht weiterkommt.“

Das passiert ihm zum Glück nicht. Mit dem Dresdner Kletterer Holger Lieberenz hat er einen erfahrenen Vorsteiger, der ihm die notwendigen Tricks und Kniffe verrät und - wenn notwendig - in der Wand dirigiert. „Das macht er echt super“, schwärmt Lieberenz über den Kletter-Novizen und ergänzt: „Wenn er kein Skisportler geworden wäre, hätte er es im Klettern sicher auch weit bringen können. Er hat ja die ideale Figur dazu.“

In senkrechten Wänden sieht es fast spielerisch leicht aus, wie sich Frenzel nach oben arbeitet. In den engen Kaminen keucht er dann schon ein bisschen mehr, hat die spezielle Klettertechnik aber schnell raus und bleibt gewohnt bescheiden: „Na ja, als Kombinierer sind wir ja auch vielseitig ausgebildet, deshalb fallen mir die Bewegungsabläufe eigentlich nicht schwer.“ Muskelkater in den Armen bekommt er auch keinen, denn die stählt er im täglichen Skiroller-Training zwischen den Felsen und Tafelbergen im Oberen Elbtal.

Nachdem er im Mai einen Bundeswehr-Lehrgang in Hannover absolvieren musste, legt sich nun langsam der nacholympische Stress: „Da kommt so ein 3-Tages-Ausflug mit neuen sportlichen Herausforderungen ganz recht“, sagt Frenzel und fügt hinzu: „Das macht riesengroßen Spaß, und wenn's die Zeit mal wieder erlaubt, würde ich gern wiederkommen und noch mehr Routen versuchen.“

Vorher freilich rückt der normale Trainingsalltag wieder in den Mittelpunkt, denn im kommenden Winter will Frenzel wieder anderweitig klettern: Aufs Siegerpodest bei der Weltmeisterschaft im schwedischen Falun. Und auch die Wiederholung des Gesamtweltcupsieges ist für das Oberwiesenthaler Multitalent eine Herausforderung.