Kombinierer Frenzel holt vier Siege in Serie
Klingenthal (dpa) - So langsam wird die Siegesserie der deutschen Nordischen Kombinierer unheimlich. Bei den vergangenen sechs Wettbewerben waren nur DSV-Kombinierer ganz vorn. Eric Frenzel scheint vier Wochen vor der WM in der Form seines Lebens zu sein.
Frenzel ist drauf und dran, dem großen Ronny Ackermann sportlich den Rang abzulaufen. Weltmeister in der Nordischen Kombination ist der erst 24-jährige Frenzel schon. Doch nun schaffte er etwas, was dem jetzigen Auswahltrainer Ackermann in seiner langen, glanzvollen Karriere auch nur einmal gelang und was man kaum einem anderen Deutschen zugetraut hatte: Vier Weltcup-Einzelsiege in Serie. Nimmt man den Sieg im Teamsprint noch hinzu, hat Frenzel mittlerweile fünf Erfolge nacheinander errungen.
Selbst beim Heimspiel in Klingenthal blieb Frenzel am Wochenende „cool wie Hundeschnauze“ und distanzierte die Konkurrenz nach Belieben. Zu seinen glänzenden Laufleistungen kamen auch wieder ganz stabile Flüge von der Schanze, die mit Sprungsiegen belohnt wurden. Die ersten Heimerfolge nach fünf Jahren Wartezeit wurden entsprechend bejubelt und der sonst so kühle Sachse zeigte Emotionen. Jubelposen wie in Klingenthal hatte man von ihm noch nie zuvor gesehen.
„Mit dieser nervlichen Belastung muss man erst mal klar kommen“, lobte Bundestrainer Herrmann Weinbuch Frenzel. Vor Familie, Freunden und Fans schien der Druck jedoch keine Bürde zu sein. „Es ist schon etwas anderes, wenn man mit zwei Siegen im Gepäck nach Hause kommt. Der Erwartungsdruck von mir selbst, aber auch von außen, ist doch etwas anderes. Man ist ganz einfach nervöser“, gab Frenzel einen kleinen Einblick in sein Seelenleben. Allerdings ging der Sachse professionell damit um und rief sein Leistungsvermögen ab.
Der Lohn: Zwei weitere Weltcupsiege, das Gelbe Trikot des Weltcup-Führenden, aber auch die Favoritenrolle für die Weltmeisterschaften in vier Wochen in Val di Fiemme. Auch wenn die Trainer noch abwiegeln, der erste deutsche Gesamtsieg im Weltcup seit Ackermann in der Saison 2007/2008 ist plötzlich ein Thema. „Der Fokus liegt auf der WM, danach orientieren wir uns neu“, meinte Ackermann.
Und Frenzel selbst sieht sich noch nicht in der Position, jetzt von der Großen Kristallkugel zu reden. „Das Gelbe Trikot ist schön, wenn man es tragen kann. Aber abgerechnet wird in Oslo. Wenn ich es dann noch habe, dann ist das was ganz anderes. Ich lasse vor der WM den Weltcup in Almaty aus, da kann es ganz schnell wieder weg sein“, bemerkte der Sachse.
Während die Euphorie um Seriensieger Frenzel im Vogtland kein Ende nehmen wollte, ging fast das wiederum starke Abschneiden von Tino Edelmann unter. Der Zella-Mehliser zeigte weite und technisch saubere Flüge und scheint rechtzeitig vor der WM auch die Laufform wiedergewonnen zu haben, die ihn in den vergangenen Jahren schon auszeichnete. Zwei zweite Plätze waren deutlicher Beleg dafür.
Am Sonntag holte sich zudem auch Johannes Rydzek seinen Podestplatz und das Selbstvertrauen für die WM. Es war der erste Dreifach-Sieg der deutschen Kombinierer seit dem Weltcup-Wettbewerb in Ramsau 2007.
Weinbuch glaubt nicht, dass seine Schützlinge ihr Pulver zu zeitig verschossen haben. „Wir nähern uns unserer Bestform, aber wir haben sie noch nicht. Darauf sollten die anderen Nationen nicht unbedingt spekulieren“, meinte der Coach mit einem spitzbübischen Grinsen. Ackermann ergänzte: „Wir werden jetzt weiter konzentriert an der Beseitigung unserer Problemfelder arbeiten. Dabei geht es in erster Linie um das Ausmerzen technischer Fehler beim Springen. Da lassen wir noch einige Meter liegen.“