Langläufer Legkow unsportlich: Angerer rastet aus
Cavalese (dpa) - So wütend hat man Tobias Angerer wohl noch nie erlebt. Mit deftigen Worten geigte der Vachendorfer Skilangläufer dem Russen Alexander Legkow lautstark die Meinung.
Auf der sechsten und vorletzten Etappe der Tour de Ski hatte Angerer über 15 Kilometer klassisch mit Massenstart auf der WM-Strecke in Val di Fiemme einen Podestplatz vor Augen, als ihm Legkow in die Parade fuhr. Unsportlich wechselte dieser aus der Spur, schob Angerer den Stock zwischen die Beine und nahm ihm damit jede Chance, seine hohe Endgeschwindigkeit zu nutzen.
Obwohl die deutsche Mannschaft auf einen Protest verzichtete, trat die Jury auf den Plan. Legkow wurde mit einer 15-Sekunden-Strafe belegt, auf den 17. Rang der Tageswertung zurückgestuft und verlor das gerade gewonnene Trikot des Gesamtführenden. Er geht nun mit 6,5 Sekunden Rückkstand auf den neuen Spitzenreiter dario Cologna (Schweiz) in die Schlussetappe am Sonntag. Angerer rückte durch legkows Strafe auf Platz fünf vor.
Bei den Frauen hat die Polin Justyna Kowalczyk ihren vierten Gesamterfolg in Serie so gut wie in der Tasche. Über 10 Kilometer war sie erneut nicht zu schlagen und geht nun mit 2:08 Minuten Vorsprung vor der Norwegerin Therese Johaug in den Anstieg zur Alpe Cermis am Sonntag. Denise Herrmann wurde hinter Katrin Zeller aus Oberstdorf 15. und fiel in der Gesamtwertung auf Rang neun zurück.
„Ich habe mich bei ihm entschuldigt für die Worte, die ich gewählt habe“, sagte Angerer 20 Minuten nach dem Rennen, wirkte aber immer noch aufgewühlt. „Ich hatte die Geschwindigkeit und vor allem den Glauben daran, unter die besten drei zu kommen. Aber Legkows Attacke, die zudem im normalerweise von der Jury geschützten letzten 100-Meter-Korridor erfolgte, hat ein bis zwei Kilometer pro Stunde gekostet“, schimpfte der Bayer. Auf einen Protest verzichtete das deutsche Team, doch die Jury gab Angerer schließlich den Glauben an die Gerechtigkeit zurück, auch wenn für ihn durchaus mehr möglich war.
Trotz aller misslichen Umstände rückte der Vachendorfer nun auf Platz neun im Tour-Klassement. „Ich denke, ich habe mich während der Etappen aus der Krise gelaufen. Wobei mir in Oberhof, so komisch das klingt, vor allem das Glück gefehlt hat. Die Zeit, die ich dort verloren habe, konnte ich nicht mehr wettmachen“, sagte Angerer und hofft nun auf ein versöhnliches Tour-Ende. „Meine Familie und mein Fanclub sind da, das gibt zusätzlichen Auftrieb für den Anstieg zur Alpe Cermis. Mal sehen, wie ich da hochkomme.“
Auch Jens Filbrich hatte ein Negativerlebnis. Der Frankenhainer, der zur Spitzengruppe gehörte, stürzte am letzten Anstieg nach einem Stockbruch. „Ich wollte unbedingt unter die besten zehn und dann so etwas. Momentan geht es mir mental nicht wirklich gut“, sagte er zerknirscht.
Den deutschen Damen gehen derweil etwas die Kräfte aus. Obwohl Denise Herrmann erneut ein starkes Distanzrennen zeigt, fiel sie zurück. „Es war sehr zäh, man merkt so langsam die Strapazen der vergangenen Tage. Aber eine Erfahrung macht Mut: Die hiesigen WM-Strecken liegen mir. Sie sind zwar sehr schwer, aber es macht Spaß, hier zu laufen. Ich freue mich auf den Februar“, sagte die Sächsin. Vor den Wettbewerben gedachten die Tour-Teilnehmer mit einer Schweigeminute den sechs Toten eines Snowmobil-Unfalls auf der Alpe Cermis, dem Schauplatz der Schlussetappe.