„Neues Juwel“: Notz mit sensationellem Weltcup-Debüt
Lahti (dpa) - Ungläubig setzte sich Florian Notz auf den Spitzenreiter-Sessel, schüchtern gab er seine ersten Interviews, stolz nahm er schließlich die Glückwünsche zu seinem sensationellen Weltcup-Debüt entgegen.
Der 21-jährige Skilangläufer sorgte beim ersten nacholympischen Weltcup im finnischen Lahti für die Überraschung aus deutscher Sicht. Platz sieben beim Sieg von Weltcup-Spitzenreiter Martin Johnsrud Sundby über 15 Kilometer im freien Stil war selbst für Bundestrainer Frank Ullrich eine Sensation.
„Florian ist ein ganz ruhiger, bescheidener Bursche. Er hat sich in den vergangenen Jahren durch alle Kader-Stationen hindurch kontinuierlich nach oben gearbeitet. Er ist in beiden Techniken stark, deshalb haben wir ihn mit genommen. Aber dass er so einen Lauf hinschmettert, ist selbst für uns völlig überraschend“, sagte der Bundestrainer über den jungen Mann von der Schwäbischen Alb, der bei Stefan Dotzler im Allgäu trainiert.
Notz selbst wusste gar nicht so recht, wie ihm geschah. Er hatte den Lauf sehr forsch begonnen und war ohne Furcht auch an großen Namen vorbeigestürmt. „Ich hatte nicht erwartet, dass er das Tempo durchhält, dass er vor allem zum Schluss noch genügend Körner hat“, meinte Ullrich. Der 1,85 Meter große Athlet profitierte auch von seiner niedrigen Startnummer bei sehr tiefem Geläuf. „Ich habe mich gut gefühlt und hatte sehr gutes Material. Es lief richtig gut“, erzählte der Sohn des früheren Auswahl-Läufers Dieter Notz.
Dass er mehr als eine halbe Stunde lang im Leader-Sessel Platz nehmen durfte, traf ihn völlig unvorbereitet. Nicht mal eine Wärmejacke hatte er dabei, so dass die medizinische Abteilung aushelfen musste. „Es fühlt sich richtig gut an, dort zu sitzen“, meinte der Läufer, der nach seinem Traum-Debüt im Weltcup nun wieder in den Continentalcup gehen wird. „Er ist ein Juwel, das wir behutsam aufbauen. Den Sprint in Drammen wird er nicht laufen, und der 50er nächste Woche in Oslo kommt zu früh für ihn. Da muss man vorbereitet sein. Das Weltcup-Finale in Falun bestreiten die 50 Besten des Weltcups, da gehört er nicht dazu. Also wird er diese Saison nicht mehr ganz oben dabei sein“, sagte Ullrich.
Mit seinen anderen Athleten konnte er nicht so recht zufrieden sein. Im Sprint am Samstag, den Kikkan Randall aus den USA und der Norweger Paal Golberg gewannen, mussten Denise Herrmann und Josef Wenzl nach ihrem Ausscheiden im Viertel- beziehungsweise Halbfinale die Roten Trikots der Sprintbesten abgeben. Über 10 Kilometer der Damen war Katrin Zeller als 24. beste Deutsche. „Es kann schon sein, dass die Umstellung von der Höhe in Sotschi auf Normalmaß noch nachwirkt“, meinte Ullrich. Es gewann die dreimalige Olympiasiegerin Marit Björgen aus Norwegen.