Starker Auftritt: Kombinierer Frenzel wieder Spitze
Lillehammer (dpa) - Sein Zeigefinger ging nach oben, die Ziellinie übersprang er: Eric Frenzel hat mit einer Demonstration der Stärke seinen zweiten Saisonsieg in der Nordischen Kombination errungen.
Nach nur einem Tag eroberte der Weltmeister das Gelbe Trikot des Weltcup-Führenden vom Franzosen Jason Lamy Chappuis zurück und brachte die Konkurrenz ins Grübeln. Denn der Stil seines Erfolges nötigte allen höchsten Respekt ab.
„Das war eine Demonstration - sowohl auf der Schanze als auch in der Loipe“, schwärmte Bundestrainer Hermann Weinbuch über seinen Vorzeigeathleten. Nachdem er am Samstag schon von Platz 43 nach dem Springen von der Normalschanze - ein guter Sprung wurde buchstäblich vom Winde verweht - noch auf Rang zehn nach vorn gestürmt war, ließ er von der Großschanze nie einen Zweifel an seinem Sieg in Lillehammer. 135 Meter bedeuteten die größte Weite und Platz zwei.
Nach wenigen Metern hatte er den Russen Jewgeni Klimow überholt und lief dann ein einsames Rennen. Und das gegen die wieder in Masse angreifenden Norweger. „Das sind keine Osterhasen, sondern richtig gute Läufer“, bemerkte Weinbuch und fügte an: „Es ist eine tolle Sache, wenn man seinen Vorsprung nach Belieben ausbauen kann und die Sache so nach Hause läuft.“
Frenzel selbst zeigte sich weniger euphorisch. „In der letzten Runde habe ich es etwas behutsamer angehen lassen, zuvor aber habe ich schon ordentlich Druck gemacht. Training war es jedenfalls nicht“, sagte der 25-Jährige. Für ihn war es der elfte Weltcup-Einzelsieg, versüßt durch das Gelbe Trikot. „Ich habe es am Samstag nur mal verliehen. Ich freue mich, dass ich es wieder zurückerkämpfen konnte.“
Neben Frenzel kann derzeit aus dem deutschen Team nur noch Johannes Rydzek überzeugen. Der Oberstdorfer wurde in Lillehammer zweimal Fünfter. „Er vergibt bessere Platzierungen auf der Schanze“, meinte Weinbuch.
Und da liegt insgesamt das Problem seiner Schützlinge. „Es gibt Parallelen zum Vorjahr. Wir haben auf der Schanze etwas unsere Selbstsicherheit und Lockerheit verloren“, meinte der Coach und bezog sich dabei besonders auf die etablierten Kombinierer wie Tino Edelmann und Björn Kircheisen. Ein Extra-Training mit ihnen wird es aber nicht geben. „Dazu ist erstens keine Zeit und zweitens bekommen die beiden nun von Jüngeren Druck. Die Olympia-Qualifikation ist für sie keine Selbstverständlichkeit mehr, deshalb wollen sie jeden Wettkampf nutzen“, sagte Weinbuch.
Mit dem Kiefersfelder Jakob Lange wächst in seinen Reihen ein neues Talent. Der Junior wurde am Samstag Zehnter, holte damit zumindest die halbe Olympia-Norm. Auf der Großschanze lief es zwar noch nicht so gut, Platz 24 aber war nach einem famosen Lauf eine neuerliche Kampfansage an die etablierten Kräfte.