Uhrmanns Bilanz: Tolle Momente und Dankbarkeit

Oslo (dpa) - Vor seinem letzten Hurra sitzt Michael Uhrmann entspannt im deutschen WM-Teamhotel „Soria Moria“ und zieht zufrieden Bilanz. „Egal was kommt, es ist für mich jetzt schon ein schöner Abschied.

Es waren ganz, ganz tolle Momente und Erlebnisse“, sagt Uhrmann.

„Ich konnte mir Kindheitsträume erfüllen und durfte Emotionen erleben, die ich sonst im Leben nie gehabt hätte“, so Uhrmann weiter. Für ihn schließt sich am 5. März der Kreis. Im letzten Wettkampf seiner Karriere möchte der 32-jährige Skispringer noch einmal WM-Edelmetall gewinnen. Unabhängig vom Ausgang ist der Familienvater nach 16 Jahren Leistungssport mit sich im Reinen.

Natürlich hofft der Bayer im Mannschaftswettbewerb auf eine Medaille und damit das krönende Ende seiner Karriere, für die er „ganz große Dankbarkeit“ empfindet. Und auch ein wenig Stolz. „Ich war nie der Superstar, aber die Leute in Deutschland verbinden mit meinem Namen das Skispringen“, stellt er zufrieden fest.

Den Abschied vom aktiven Sport, der sein Leben in den vergangenen 22 Jahren zu einem wesentlichen Teil bestimmte, hat er lange geplant. „Ich bin nach der Vierschanzentournee zu dem Entschluss gekommen, dass jetzt der beste Zeitpunkt ist, aufzuhören. Es ist gut, dass das jetzt raus ist“, berichtet Uhrmann.

1996 sprang er erstmals am Holmenkollen, „da waren Jens Weißflog und Dieter Thoma noch dabei“, erzählt der Vater von zwei Töchtern. In Erinnerung geblieben ist ihm auch die Anekdote, „als ich mit dem Christof Duffner mal den Abflug von Oslo nach Hause verpasst habe. Da war Reinhard Heß nicht so glücklich“, erzählt Uhrmann mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Auch sportlich blieb einiges haften. Mit der Mannschaft gewann er 2002 in Salt Lake City Olympia-Gold, acht Jahre später in Vancouver noch einmal Silber und bei Weltmeisterschaften einen kompletten Medaillensatz. Zweimal siegte er bei Weltcupspringen - 2004 in Zakopane und 2007 in Oberstdorf.

Danach fuhr er als Favorit zur WM nach Sapporo, wo er die schwärzeste Stunde seiner Karriere erlebte. Statt sich den Traum von der Einzelmedaille zu erfüllen, zog er sich bei einem Trainingssturz einen komplizierten Mittelfußbruch zu. „Das war so ein Punkt, der sich in der langen Zeit eingebrannt hat. Aber ich trauere dem nicht mehr nach, was hätte sein können. Ich bin mit mir sehr im Reinen“, sagt Uhrmann.

Künftig wird er als Assistent seines langjährigen Heimtrainers Peter Wucher, dem er viel zu verdanken hat, an der Sportschule der Bundespolizei in Bad Endorf arbeiten. Zudem soll es Gespräche mit dem Deutschen Skiverband (DSV) geben. „Es wird ein neuer Lebensabschnitt, auf den ich mich freue“, erklärt er.

Finanziell ist Uhrmann abgesichert, denn die Erfolge haben die Familienkasse ordentlich klingeln lassen. „Ich gehöre nicht zu den Multimillionären, aber ich habe eine sorgenfreie Zukunft vor mir. Dafür bin ich genauso dankbar“, erzählt der Bayer.

Dem letzten Sprung sieht er erwartungsfroh entgegen. „Es ist toll, dass ich mit einem richtig großen und wichtigen Wettkampf abtreten kann. Ich wüsste nicht, wofür ich mich noch motivieren soll. Es kommt nichts mehr, dass mich reizt“, verkündet Uhrmann und fügt einen großen Wunsch hinzu: „Mit einer Medaille aufzuhören, noch einmal auf dem Platz in der Stadt zu stehen und auf die Menschenmassen zu schauen, wäre ziemlich perfekt.“