Vierter WM-Titel für Northug - Deutsche am Scheideweg
Falun (dpa) - Dieser Endspurt von Petter Northug wird in die Geschichtsbücher des Skilanglaufs eingehen. Mit einem unglaublichen Sprint besiegelte der Norweger seinen vierten Titel bei den 50. Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Falun.
Über 50 Kilometer im klassischen Stil überspurtete der nunmehr 13-fache Champion von Rang 16 kommend auf dem letzten Kilometer die gesamte Konkurrenz: Auf der Zielgeraden hängte er auch noch die weiteren Medaillengewinner Lukas Bauer aus Tschechien und Johan Olsson aus Schweden ab und sank dann erschöpft in den Neuschnee des Lugnet-Stadions. Vier Titelgewinne waren bislang noch keinem Langläufer bei einer WM gelungen.
Für die Deutschen endeten die Titelkämpfe so wie die vergangenen: enttäuschend. Zum Abschluss erreichten lediglich Sebastian Eisenlauer und Thomas Bing auf den Rängen 41 und 42 das Ziel. Erneut stehen die Schützlinge von Bundestrainer Frank Ullrich ohne Medaille da, obwohl die Vorleistungen zumindest im Damen-Bereich durchaus Grund zu Hoffnungen gaben. Doch in den Stunden der Entscheidungen waren die Fessel, Böhler und Co. nicht in der Form, um mit den führenden Langlauf-Nationen mitzuhalten.
„Wir wollten mindestens eine Medaille, wir haben keine. Das muss selbstkritisch angemerkt werden“, sagte Ullrich. In den Team-Sprints und in der Damen-Staffel waren die Deutschen nah dran, mehr aber auch nicht. Die Euphorie, die die olympische Bronzemedaille der Damen ausgelöst hatte, wirkte beim nächsten Großereignis nicht.
„Falun ist nicht der Ort, um die Dinge zu analysieren. Dafür nehmen wir uns genügend Zeit“, sagte Sportdirektorin Karin Orgeldinger. Ullrich blickte aber bereits voraus. Es müsse gelingen, die jungen Athleten schneller an die Spitze zu führen. Er machte strukturelle und inhaltliche Defizite aus. „Wir müssen uns über trainingsmethodische Inhalte Gedanken machen“, sagte er im Hinblick auf die uneinheitliche Arbeit an den Stützpunkten.
„Das wird ein steiniger Weg, dennoch bin ich optimistisch, dass wir ihn erfolgreich gehen können“, sagte Ullrich. Er hofft, dass Spitzenkräfte wie Nicole Fessel, deren Angriff auf eine Medaille über 30 Kilometer von einem Magen-Darm-Virus gestoppt wurde, oder Stefanie Böhler als „Schutzschilder“ für Nachwuchsläuferinnen wie Victoria Carl oder Sandra Ringwald weiter zur Verfügung stehen. Böhler, als Sechste über 30 Kilometer mit ihrer besten WM-Platzierung in einem Einzelrennen durchaus zufrieden, ließ diese Entscheidung bis zum Frühjahr offen.
Dennoch kommt über kurz oder lang wie im Herren-Bereich der große Generationswechsel. Und der tut weh. Tim Tscharnke oder Bing konnten die Lücken, die Axel Teichmann und Tobias Angerer hinterließen, nicht sofort schließen. Hannes Dotzler fiel mit einem wahrscheinlich verschleppten Pfeifferschen Drüsenfieber praktisch für die gesamte Saison aus. „Wir wussten, dass es ein Umbruchjahr wird. Wir werden Maßnahmen ergreifen, um uns im Hinblick auf kommende Großereignisse weiterzuentwickeln“, betonte Sportdirektorin Orgeldinger.