Freund verliert Weltcupführung Deutsche Springer noch ohne Konstanz
Klingenthal (dpa) - Die Weltcup-Führung verloren, aber wichtige Erkenntnisse gewonnen: Für Severin Freund war der Heim-Weltcup der Skispringer in Klingenthal mit Freud und Leid verbunden.
Dem starken zweiten Platz im Team-Springen folgte für den Überraschungssieger von Kuusamo mit Platz zwölf ein Rückschlag - allerdings einer mit Ansage. Insgesamt fiel das Einzelspringen für die DSV-Adler eher durchwachsen aus. Lediglich Markus Eisenbichler als Sechster konnte sich unter den Top 10 platzieren. Eine Klasse für sich war dagegen Domen Prevc. Der 17-jährige Slowene gewann dank eines 141-Meter-Satzes im zweiten Durchgang und übernahm von Freund das Gelbe Trikot.
„Es war nicht so leicht, nach dem Team-Wettbewerb noch einen draufzusetzen. Zumal es ein unfassbar hohes Niveau an der Spitze war“, resümierte Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster. Vor allem für Freund war es problematisch. „Klingenthal ist eine Schanze, die meinem Sprungstil nicht so entgegenkommt. Ich muss am Tisch die Kraft genau kanalisieren. Das ist mir am Samstag besser gelungen“, sagte der Rastbüchler. Ihm sei klar gewesen, dass es nach dem Weltcup-Auftakt nicht so weitergeht. „Er hat aber am Samstag technisch bessere Sprünge als in Kuusamo gezeigt, das war eine Weiterentwicklung, die ich auch in den nächsten Wochen unabhängig von Ergebnissen von ihm sehen möchte“, sagte Schuster.
Der Bundestrainer hatte besonders für Eisenbichler ein Lob übrig. „Er hat mit seinem zweiten Sprung gezeigt, dass er mit der absoluten Spitze mithalten kann“, betonte der Österreicher. Eisenbichler war bei 140 Metern gelandet und hatte die Konkurrenz damit herausgefordert. „Ich habe sofort nach der Kante gemerkt, dass der Sprung weit geht und wollte das Beste daraus machen“, erzählte der derzeit beständigste deutscher Springer. Er kündigte auch für das nächste Wochenende Angriffe an. „Auch Lillehammer liegt mir. Ich fahre mit einem guten Gefühl dahin“, sagte der Siegsdorfer.
Schuster ist nach Klingenthal zumindest von der Leistungsdichte seiner Springer angetan. Nach dem zweiten Platz beim Team-Wettbewerb war der Bundestrainer tiefenentspannt. „Wenn wir sechs Springer hätten einsetzen können, wären wir die Sieger gewesen“, meinte Schuster. Dass er sich für den um seine Form ringenden Andreas Wellinger entschieden hatte, wollte er als Vertrauensbeweis verstanden wissen. „Ich sehe bei solchen Entscheidungen nicht einen einzelnen Sprung oder einen Trainingstag, sondern Entwicklungen. Andi hat das Vertrauen mit Leistung zurückgezahlt“, meinte er.
In den siegreichen Polen erwächst ihm und seinem Team nun ein extrem starker Konkurrent. „Stefan Horngacher ist ein perfekter Trainer, dass hat er in den vergangenen Jahren ja auch beim deutschen Team bewiesen. Die polnischen Jungs himmeln ihn an. Sie bringen ja alle eine hervorragende Ausbildung mit, da muss man dann nur noch Feinarbeit leisten. Mich überrascht dieser kollektive Aufschwung nicht“, analysierte Schuster.