DSV-Adler mit Vollgas in die Tournee
Oberstdorf (dpa) - Die deutschen Ski-Adler wollen DOSB-Boss Alfons Hörmann zu dessen Abschied als Skiverbandschef den ersten Tournee-Tagessieg seit elf Jahren schenken.
„Das wäre wunderschön und ein besonderes Bonbon“, sagte Hörmann vor dem Start der Vierschanzentournee am Sonntag in Oberstdorf.
Bundestrainer Werner Schuster hofft mindestens auf ein ähnliches Ergebnis wie im Vorjahr, als Severin Freund Dritter wurde. „Wir können an guten Tagen um den Sieg mitspringen. Dieses Potenzial wollen wir ausschöpfen, am besten gleich in Oberstdorf. Die Schanze liegt uns ganz gut“, verkündete Schuster voller Zuversicht und fügte mit Blick auf den weiteren Tourneeverlauf hinzu: „Wenn wir beim ersten Springen zwei Leute vorne dabei haben würden, wäre das schon sehr gut. Wir wollen durchziehen.“
In der kurzen Weihnachtspause haben seine Schützlinge die Seele baumeln lassen. Vor heimischer Kulisse wollen sie den Fans ein Spektakel bieten. „Wir freuen uns auf dieses Event und darauf, mit unserem Sport im Fokus der Öffentlichkeit stehen zu dürfen. Entsprechend wollen wir mit guten Leistungen unseren Teil zu diesem Skisprung-Fest beitragen“, sagte Schuster und formulierte das Ziel: „Wir gehen mit vollen Batterien rein und benötigen einen guten Start.“
Nach Ansicht des Bundestrainers ist Frontmann Freund die „heißeste Aktie“ im deutschen Team. „Ein Podiumsplatz zum Einstieg wäre sehr, sehr schön. Das habe ich letztes Jahr geschafft, und es war ein Wahnsinnserlebnis“, erklärte der 25-Jährige. „Die Tournee ist einfach ein Mythos.“
Er sieht sich trotz der verpatzten Generalprobe beim vorweihnachtlichen Weltcup in Engelberg bereit für den Kampf der Giganten, zu denen vor allem Weltmeister Kamil Stoch aus Polen und Österreichs Jahrhundertspringer Gregor Schlierenzauer zählen. „Ich bin weiter als im Vorjahr. Jetzt ist die Substanz da. Meine Sprünge sind ziemlich stabil, das ist eine gute Basis für die Tournee“, sagte Freund. „Ich habe mir vorgenommen, das, was mir in den letzten Jahren nicht gelungen ist, besser zu machen.“
Auch Youngster Andreas Wellinger ist heiß auf weite Flüge. „Ich will gleich durchstarten“, kündigte er nach seinem zweiten Platz in Engelberg an. Schuster traut dem 18-Jährigen durchaus zu, die Favoriten herauszufordern. „Ich würde ihn auf jeden Fall nicht von der erweiterten Kandidatenliste streichen“, sagte der Chefcoach.
Dessen Geheimwaffe heißt Richard Freitag. Der 22-Jährige, der wegen eines Mittelfußbruches verspätet in die Weltcupsaison startete und in Engelberg mit einer Knochenhautreizung passen musste, geht ohne Druck in die Tournee. „Es gibt nichts zu zögern, nichts zu zaudern. Er muss gleich vom ersten Sprung an in Oberstdorf Vollgas geben. Er kann frei drauflos springen. Niemand erwartet von ihm Wunderdinge, aber er kann auf jeder Schanze ein gutes Ergebnis machen“, erklärte Schuster.
Anders als Freund und Wellinger muss sich Freitag zunächst in der Qualifikation am Samstag (16.30 Uhr) behaupten. Dies gilt auch für Oldie Martin Schmitt, der zum 18. und letzten Mal dabei ist. Für den 35-Jährigen steht viel auf dem Spiel. Nur wenn es dem Gesamt-Zehnten des Vorjahres gelingt, in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen zu den besten sieben DSV-Adlern zu gehören, darf er die Tournee bis zum Ende mitspringen.
„Wir müssen nach Garmisch nicht auf sechs Springer reduzieren, sondern haben sieben Plätze. Das erhöht natürlich seine Chancen, bei guten Leistungen ins A-Team reinzurutschen. Aber es gibt keinen Freibrief. Ich nehme die sieben Besten mit nach Innsbruck“, stellte Schuster klar.