DSV-Skiflieger holen WM-Silber - Norweger Weltmeister
Bad Mitterndorf (dpa) - Nach ihrem Flug zum WM-Silber im Teamwettbewerb tanzten die deutschen Skispringer ausgelassen durch den Flockenwirbel von Bad Mitterndorf.
Mit dem zweiten Platz hinter dem souveränen Titelgewinner Norwegen feierten die DSV-Adler nach der verpassten Einzelmedaille bei der Skiflug- Weltmeisterschaft am Kulm ein Happy End. Rang drei sicherte sich Gastgeber Österreich vor Slowenien um den überragenden Einzel-Weltmeister Peter Prevc. „Das ist super. Ich bin sehr froh, dass die Mannschaft sich mit der Medaille belohnt hat“, sagte Bundestrainer Werner Schuster.
Wie schon vor vier Jahren in Vikersund jubelten Andreas Wellinger, Stephan Leyhe, Richard Freitag und Severin Freund nach einer Vorstellung mit Herz über Silber. „Die Freude ist extrem groß. Das hatte uns keiner zugetraut. Hier auf dem Podium zu stehen, ist extrem geil“, frohlockte der als Sechster im Einzel entthronte Titelverteidiger Freund.
Zwar gerieten die deutschen Ski-Adler vor 21 000 Zuschauern schnell ins Hintertreffen, weil Startspringer Wellinger und WM-Neuling Leyhe mit der Konkurrenz im ersten Durchgang nicht mithalten konnten. Doch Freitag mit 213,5 und Freund mit 219 Meter brachten das DSV-Quartett zur Halbzeit auf Rang drei und damit zurück ins Medaillenrennen.
Im Finale wuchs dann vor allem Leyhe bei schwierigen Bedingungen mit 202 Meter über sich hinaus und gab dem Top-Duo ein dickes Polster auf Rang vier mit. „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Dieser Tag wird mir für immer in Erinnerung bleiben“, sagte Leyhe.
Freitag führte die Deutschen mit 207 Metern dann auf den zweiten Platz, den Freund mit 218,5 Meter locker absicherte und dafür von seinen Teamkollegen gefeiert wurde. „Wir haben uns reingekämpft. Silber ist gigantisch“, sagte Freitag.
Am Vortag hatten 40 000 Fans eine grandiose Flugshow erlebt, bei der sich Vierschanzentourneesieger Prevc mit dem Schanzenrekord von 244 Meter zum neuen König der Lüfte krönte. In dem wegen zu starken Windes und einsetzender Dunkelheit vor dem Finaldurchgang abgebrochenen Wettkampf verwies er den Norweger Kenneth Gangnes um 3,3 Punkte auf Rang zwei. Bronze ging an Stefan Kraft aus Österreich. „Die Richtigen sind vorne“, gratulierte Freund fair.
Der Weltmeister von 2014 verbesserte sich mit 223,5 Metern noch um einen Platz. Mehr war nach dem verpatzten ersten Tag nicht möglich. „Für eine Medaille hätte heute schon Komisches passieren müssen. Die richtige Erfüllung war es nicht, aber meinen Ruf als guter Skiflieger verliere ich durch diesen Wettkampf nicht“, stellte Freund fest.
Auch Schuster sah keinen Anlass zur Kritik an seinem besten Mann, dem nach dem Tournee-Sturz in Innsbruck ein wenig Fitness und Frische fehlten. „Er war seither mehr in der Physiotherapie als im Training“, begründete Schuster den leichten Formverlust. „Toll, dass Severin trotzdem zum dritten Mal in Serie die Siegehrung erlebt hat. Er war Vierter, Erster, Sechster - das ist auch ein Zeichen von hoher Qualität“, lobte der Coach.
Einen tollen Auftritt legte Freitag hin, der seine persönliche Bestweite um einen Meter auf 231 Meter schraubte und noch auf Rang acht flog. „Oben war es noch ein wenig verwackelt, aber unten kam dann die geile Thermik. Dafür macht man das. Das ist so gigantisch“, jubelte der Sachse.
Über allen thronte aber Überflieger Prevc. „Das war schon spektakulär“, zollte Freund seinem Dauerrivalen Anerkennung. „Was er leistet, ist fantastisch“, würdigte auch Schuster den momentan weltbesten Skispringer. „Zunächst der Sieg bei der Vierschanzentournee, jetzt auch noch WM-Gold im Skifliegen vor so vielen slowenischen Fans, die extra hierher gereist sind. Ich bin einfach nur glücklich“, sagte Prevc.