Freund bleibt am Boden: Keine neuen Ziele
Frankfurt/Main (dpa) - Die Fans träumen schon vom ersten WM-Gold seit zehn Jahren, doch der neue Hoffnungsträger Severin Freund stapelt nach seinem Sieg-Coup beim Skisprung-Weltcup in Willingen weiter tief.
„Vor der Saison war die WM-Teilnahme mein Ziel. Ich will meine beste Leistung bringen, aber wo das hinführt, steht in den Sternen. Von mir wird es keine Ergebnis-Prognose geben, das wäre sicher falsch. Man wird in Oslo sehen, was möglich ist“, sagte Freund.
Mit dem 22-Jährigen aus Rastbüchl hat Deutschland erstmals seit Martin Schmitts und Sven Hannawalds Glanzzeiten, die mittlerweile fast eine Dekade zurückliegen, wieder einen Siegspringer. Dies stellt auch Bundestrainer Werner Schuster vor eine völlig neue Situation. Nachdem er seine Schützlinge in der Vergangenheit nach regelmäßig erfolgten Abstürzen immer wieder aufbauen musste, mühte er sich nach Freunds Gala-Auftritt, die Erwartungshaltung vor dem nächsten Heim-Weltcup nicht ausufern zu lassen.
„Dass Severin zu den Mitfavoriten gehört ist klar, denn er springt momentan auf höchstem Niveau. Er kann den Leuten, die im Weltcup vor ihm stehen, in die Suppe spucken. Aber es gibt keinen Anlass zur Euphorie. Es geht ganz normal weiter. Wir fliegen nicht mit dem Hubschrauber nach Klingenthal“, sagte Schuster.
Die in gut drei Wochen beginnenden Titelkämpfe am Holmenkollen sind für ihn und seinen 22 Jahre alten Vorzeigespringer noch weit weg. Zunächst gilt die volle Konzentration dem dritten Wettbewerb der Team-Tour am Mittwoch im Vogtland. „Ich will mich da oben festbeißen. Meine Ziele haben sich aber nicht groß verändert: Ich will gute Sprünge machen und das Beste rausholen“, verkündete Freund.
Nach dem zweiten Sieg innerhalb von zwei Wochen sind die Erwartungen im Umfeld immens gestiegen. Der immer ruhig und bescheiden auftretende Blondschopf ist daher bemüht, die Euphorie nicht zusätzlich anzuheizen. „Ich werde am Mittwoch sicher nicht an die Schanze gehen und denken, heute muss ich gewinnen. Da spielen viele Faktoren eine Rolle“, sagte Freund. Immerhin versprach er: „Ich werde versuchen, den Fans wieder Spaß zu bereiten.“
An seinen Leistungen sollen sich auch die anderen DSV-Springer aufrichten, die in der Einzel-Konkurrenz von Willingen enttäuschten. „Für das gesamte Team ist es wichtig zu sehen, dass es mit unserem Set up und unserem Know-how möglich ist, Spitzenleistungen zu bringen. Severin ist zwei Schritte vorangekommen. Wir werden daran arbeiten, dass auch ein anderer Springer bis zur WM einen Schritt nach vorne kommt. Wenn wir in Oslo eine Medaille gewinnen wollen, reicht es nicht aus, dass nur Severin auf hohem Niveau springt“, meinte Schuster.
Nach dem Weltcup in Klingenthal wird Schuster sein WM-Aufgebot benennen. Überraschungen dürfte es dabei nicht geben. Neben Freund sind Michael Uhrmann und Michael Neumayer bereits qualifiziert, Schmitt und Pascal Bodmer dürften die weiteren WM-Fahrer sein. Eventuell stößt Richard Freitag, der mit dem DSV-Quartett Silber bei der Junioren-WM holte, noch als sechster Mann hinzu.