Freund zur Halbzeit der Skiflug-WM auf Goldkurs
Harrachov (dpa) - Beim Blick auf die Anzeigetafel huschte ein zufriedenes Lächeln über das Gesicht von Severin Freund. Nach einer beeindruckenden Flugshow liegt der Team-Olympiasieger zur Halbzeit der Skiflug-WM in Harrachov auf Gold-Kurs.
Freund ist drauf und dran, in die großen Fußstapfen des letzten deutschen Champions Sven Hannawald zu treten. Mit Weiten von 203,5 und 191,5 Metern verschaffte sich der 25-Jährige ein Polster von 11,1 Punkten auf den Norweger Anders Bardal und damit eine großartige Ausgangsposition für die zwei ausstehenden Durchgänge am Samstag.
„Schön“, kommentierte Freund das Zwischenergebnis. „Ich habe den Grundstein gelegt für ein gutes Resultat. Aber es kann noch viel passieren. Ich bin froh, dass ich heute so gut durchgekommen bin. Es war wichtig, vorne dabei zu sein“, sagte Freund und fügte hinzu: „Wer weiß, was morgen passiert.“
Angesichts der Wetterprognosen, die für Samstag einen kräftigen Sturm vorhersagen, könnte für Freund die Halbzeitführung schon Gold wert sein. Das hatte letztmals Hannawald 2002 an gleicher Stätte geschafft. „Ich habe gehört, dass es nicht so gut wird“, meinte Freund schmunzelnd. „Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass gar nicht gesprungen wird.“
Wie schon in den vergangenen Wochen spulte der viermalige Saisonsieger sein Programm mit traumhafter Sicherheit ab. „Ich denke nicht viel nach. Im Moment passiert ziemlich viel intuitiv. Und es ist sehr viel Adrenalin dabei“, erklärte er.
Im ersten Durchgang segelte Freund auf die Bestweite von 203,5 Metern, musste dabei aber mehr kämpfen als ihm lieb war. „Bis 150 Meter war es extrem zäh, weil ich nicht vom Hang weggekommen bin. Unten bin ich dann aber doch noch ins Fliegen gekommen. Das hat geholfen“, berichtete er.
Im zweiten Versuch trotzte er am besten den schwierigen Bedingungen mit zunehmendem Rückenwind. Nach seiner Landung bei 191,5 Metern ärgerte sich der 25-Jährige sogar kurz, ehe sich seine Miene aufhellte. „Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was der Sprung wert war. Im ersten Moment habe ich gedacht, schade. Ich wusste nicht, dass es für ganz vorne gereicht hat.“
Sein schärfster Widersacher Peter Prevc aus Slowenien, der nach dem ersten Versuch geführt hatte, büßte viel Boden ein und liegt als Dritter schon 15,4 Zähler zurück. „Der Blick auf die Anzeigetafel gefällt mir. Ich bin sehr zufrieden“, sagte Freund.
Für Oldie Michael Neumayer und Debütant Markus Eisenbichler war der Wettbewerb dagegen bereits nach dem ersten Durchgang beendet. Neumayer schied mit 163,5 Metern als 34. aus, Eisenbichler landete mit 160,5 Metern auf Rang 38. Trost gab es von Youngster Wellinger, der sich tapfer durchkämpfte und 13. ist.
„Klar bekommt man mit, wenn die Kollegen ausscheiden. Da ist man dann auch enttäuscht. Es ist schade für die beiden. Am Sonntag steht der Teamwettbewerb an, da brauchen wir vier starke Leute. Wir werden versuchen, sie wieder aufzubauen“, sagte der 18-Jährige und fügte hinzu: „Für mich war es einer der besseren Tage. Ich freue mich auch morgen.“