Gelbes Trikot eine Last: Freund mit Licht und Schatten
Lillehammer (dpa) - Wie gewonnen, so zerronnen: Das erste Gelbe Trikot seit fast zehn Jahren hat den deutschen Skispringern und speziell Severin Freund kein Glück gebracht.
Nach seinem glänzenden Weltcup-Auftaktsieg am Samstag beim Springen von der Normalschanze musste sich der Rastbüchler am Sonntag mit Rang 16 auf dem großen Olympia-Bakken begnügen und das Führungsleibchen wieder abgeben. Das übernahm der Österreicher Thomas Morgenstern, der in Lillehammer die Plätze zwei und drei ersprang. Neben Freund trug sich auch Weltmeister Gregor Schlierenzauer aus Österreich am Sonntag in die erste Siegerliste ein.
„Wir haben eine gute, junge Mannschaft, die einmal ihr Leistungsvermögen ausgespielt hat und einmal nicht. So einfach ist unsere Bilanz“, sagte Bundestrainer Werner Schuster. Angesichts der Tatsache, dass am Sonntag mit Richard Freitag der beste DSV-Springer Platz zwölf belegte, war er nicht ganz zufrieden. „Zu den durchaus schwierigen Bedingungen kam auch eine Portion Unvermögen dazu“, urteilte der Coach kritisch.
Seinen Spitzenspringer Freund nahm Schuster in Schutz. „Er hatte im ersten Versuch die mit Abstand schlechtesten Bedingungen des gesamten Feldes. Da nützen dir dann auch keine Pluspunkte für den Rückenwind etwas, da bist du einfach weg“, meinte der Bundestrainer und ergänzte: „Seine Platzierung sollte kein Rückschlag für sein Leistungsvermögen sein.“ Freund selbst wirkte unzufrieden. „Ich wollte im 2. Durchgang schon noch etwas drauflegen, aber da habe ich einen Fehler gemacht. Es gibt eben bessere und schlechtere Tage. Aber was ich geholt habe, nehme ich gern mit“, sagte Freund.
Sein dritter Weltcup-Sieg am Samstag hatte fast historische Dimensionen. Erstmals seit Martin Schmitt am 24. November 2000 gewann wieder ein Deutscher ein Auftaktspringen und auch an das Gelbe Trikot eines Weltcup-Spitzenreiters konnte man sich im DSV-Lager kaum noch erinnern. Letztmals hatte sich dies Sven Hannawald am 9. März 2003 übergestreift. „Das ist schon ein tolles Gefühl und ich hätte es gern weitergetragen. Ich hoffe, ich habe es nicht zum letzten Mal gehabt. Man könnte sich dran gewöhnen“, bemerkte der 24-Jährige.
Das nur durchschnittliche Sonntag-Ergebnis sollte nicht über einen soliden Auftritt der deutschen Skiadler in den WM-Winter hinwegtäuschen. Vor allem die jungen Springer machten den Verantwortlichen viel Freude. Andreas Wellinger, der erst seit knapp zwei Jahren Spezialspringer ist, kam auf die Plätze fünf und 17 und führte am Samstag bei Halbzeit das Feld sogar an. „Mein Weltcup-Debüt ist Wahnsinn. Damit konnte keiner rechnen. Schön wäre es, wenn ich mich im Weltcup-Team festsetzen könnte“, meinte der Ruhpoldinger. Zumindest hat der 17-Jährige schon die halbe WM-Norm in der Tasche. Zweimal unter den besten sechs berechtigt zur Teilnahme an den Titelkämpfen in Val di Fiemme.
„Man hat gesehen, dass Andi und auch Karl Geiger sehr gute Ansätze haben. In entscheidenden Situationen sind sie noch etwas grün hinter den Ohren, aber das ist normal“, lobte Schuster seine Anschlusskader. Seinen zweiten Siegkandidaten, Richard Freitag, mahnte er. „Richard springt solide, aber nicht wirksam. Er denkt noch zu viel beim Springen, die Leichtigkeit fehlt ihm noch“, urteilte Schuster.