Glücksgriff Schuster macht DSV-Adler flott
Engelberg (dpa) - Die Athleten sind begeistert, der Boss ist voll des Lobes: Werner Schuster hat den flügellahmen DSV-Adlern neues Leben eingehaucht und sich für den Deutschen Skiverband als Glücksfall erwiesen.
Innerhalb von drei Jahren hat der Bundestrainer gegen manchen Widerstand neue Strukturen aufgebaut und die DSV-Springer in die Weltspitze zurückgeführt. „Mit der Verpflichtung von Werner Schuster haben wir einen absoluten Glücksgriff getan. Nach dem Weggang von Sven Hannawald hatten wir eine ganz schöne Krise. Ich denke, jetzt ist die Talsohle durchschritten“, erklärte DSV-Generalsekretär und Sportdirektor Thomas Pfüller in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Der Höhenflug von Richard Freitag und Severin Freund in diesem Winter ist Bestätigung für Schuster und lässt ihm die Arbeit leichter von der Hand gehen. „Wir haben jetzt zwei Spitzenleute. Das ist natürlich eine sehr angenehme Situation“, sagte der Chefcoach vor der Generalprobe für die Vierschanzentournee an diesem Wochenende beim Weltcup in Engelberg.
Doch Schuster, der zu Beginn seiner Amtszeit alles auf den Kopf gestellt hat und dabei von manch einem im Verband kritisch beäugt wurde, verliert ob des Erfolges nicht die Bodenhaftung. „Die beiden Jungs müssen gesund bleiben, denn das Eis ist noch dünn. Wenn sie noch Unterstützung bekommen, kann es aber eine schöne Saison werden.“
Für die Fans ist das jetzt schon der Fall. Das neue Erfolgsduo platzierte sich bei allen fünf Einzelwettbewerben des Winters unter den Top Ten und sorgte bisher für vier Podestplätze mit Freitags erstem Weltcupsieg als Höhepunkt. Vater des Erfolges ist unzweifelhaft Schuster. „Werner ist ein unglaublich engagierter Trainer. Er hat einen Masterplan im Kopf, wo die Reise mit dem deutschen Skisprung hingehen soll“, sagte Freitag über den Coach.
Der Österreicher ist kompetent und in der Szene bestens vernetzt. Er hat es verstanden, das vorhandene Trainerpotenzial im DSV zu bündeln und auf einen gemeinsamen Weg einzuschwören. Zudem zeichnet sich der 42-Jährige durch eine klare Ansprache und Überzeugungskraft aus. „Er ist nicht nur in der Lage, ein Team zu führen, sondern auch zu steuern“, beschreibt Pfüller die Vorzüge des Familienvaters aus Mieming.
Einen Typen wie Schuster hatte der DSV nach der Trennung von Trainer-Legende Reinhard Heß vor fast neun Jahren lange gesucht. Dessen Nachfolger Wolfgang Steiert entpuppte sich schnell als Fehlgriff und wurde 2004 durch Peter Rohwein ersetzt, der ebenfalls glücklos agierte.
Erst unter dem 2008 verpflichteten Schuster gelang die Kehrtwende. „Wir haben in den erfolgreichen Zeiten von Martin Schmitt und Sven Hannawald einige Fehler in der Nachwuchsarbeit gemacht und wussten, dass diese nicht schnell zu beheben sein würden. Deshalb haben wir damals einen Trainer gesucht, der aus dem Nachwuchs kommt und gut strukturiert ist. Zum Glück sind wir auf Schuster gekommen. Er weiß, wie es geht“, lobte Pfüller.