Gold-Adler Freund erneut Extraklasse: Sieg in Lahti
Lahti (dpa) - Der zweite Sieg-Flug innerhalb von 48 Stunden zauberte Gold-Adler Severin Freund ein beseeltes Lächeln ins Gesicht.
Bei seinem siebten Weltcup-Triumph lieferte der Team-Olympiasieger in Lahti erneut eine fabelhafte Flugshow ab und krönte seinen Gala-Auftritt mit dem ersten Doppelschlag der Karriere. „In den zwei Wettbewerben nach Olympia ist es verdammt gut gelaufen. Das ist echt schön“, sagte Freund mit einem breiten Grinsen.
Zwei Tage nach dem Sieg in Falun deklassierte er die Konkurrenz mit Sprüngen auf 131 und 127,5 Meter erneut in eindrucksvoller Art und Weise. Trotz schlechter Windverhältnisse im Finale distanzierte er den Österreicher Stefan Kraft um elf Punkte. Dritter wurde Doppel-Olympiasieger Kamil Stoch aus Polen. „Es ist grandios, dass er jetzt die Ernte einfährt. Wir haben lange darauf gewartet, dass einer unserer Springer mal öfter gewinnt. Genießen wir es einfach“, meinte Bundestrainer Werner Schuster.
In der Weltcup-Gesamtwertung überflügelte Freund mit 827 Punkten den Japaner Noriaki Kasai (807), der wegen einer Knieverletzung passen musste, und schob sich auf Rang drei vor. Bei sechs ausstehenden Einzelwettbewerben darf der Olympia-Vierte auf der Großschanze insgeheim sogar noch auf die Große Kristallkugel hoffen, die Spitzenreiter Peter Prevc aus Slowenien (1038) nach seinem vierten Rang weiter fest im Visier hat. Zweiter im Gesamtklassement ist Stoch (1031).
„Der Typ macht mir Angst“, witzelte Freunds Gold-Kollege Andreas Wellinger. Der 18 Jahre alte Youngster präsentierte sich nach seinem Absturz in Falun als 18. leicht formverbessert. „Für ihn war Olympia ein Wahnsinnserlebnis, das muss man erst mal im Kopf verarbeiten. Ich bin ein bisschen älter und schon länger dabei“, sagte Freund.
Im Wissen um seine Topform hatte er am Vormittag das Training ausgelassen und sich stattdessen etwas Freizeit gegönnt. „Mit ihm kann man derzeit solche coolen Sachen machen“, erklärte Schuster. Im ersten Durchgang zauberte Freund dann einen sauberen Sprung auf den Hang. Trotz einer Anlaufverkürzung segelte er auf 131 Meter und übernahm die Halbzeit-Führung. „Auf finnischen Schanzen kenne ich mich gut aus. Da weiß ich, wo ich hin muss. Hier macht es Spaß“, erzählte er danach locker und gelöst.
Im Finale bewies er wie schon in Falun Nervenstärke und ließ sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen. „Mit der Goldmedaille im Rücken geht man mit noch mehr Überzeugung ran. Das macht einiges aus“, sagte der strahlende Gewinner. „Der Sprung war genial“, lobte Schuster.
Für Marinus Kraus auf Rang 23 und Team-Olympiasieger Andreas Wank, der 26. wurde, lief es dagegen nicht nach Wunsch. Dennoch wird Schuster dem Gold-Quartett im Teamwettbewerb am Samstag das Vertrauen schenken. „Wir sind ein Stück weiter gekommen. Leider sind Wellinger und Kraus im zweiten Durchgang weggebrochen, weil sie ein bisschen übertrieben haben“, stellte der Bundestrainer fest. Völlig von der Rolle ist weiter Richard Freitag, der mit 116 Metern als 34. erneut das Finale verpasste.