Hofer: Skisprung-Reglement ist kontrollierbar
Bischofshofen (dpa) - FIS-Renndirektor Walter Hofer hat die Kritik von Bundestrainer Werner Schuster an der momentan tobenden Materialschlacht im Skisprung und die damit verbundene Forderung nach mehr Kontrollpersonal pariert.
„Wir haben ein Reglement, das nachvollziehbar und kontrollierbar ist. Wir haben das Gefühl, dass relativ wenig Spielraum vorhanden ist“, sagte Hofer der Nachrichtenagentur dpa.
Nach dem dritten Wettbewerb der Vierschanzentournee in Innsbruck hatte Schuster verbittert festgestellt: „Es ist ein Materialkrieg im Gange, speziell bei den besten Nationen. Es geht um Geld und Prestige, da wird enorm viel investiert. Das Skispringen war ein halbes Jahr fair, das war im Sommer. Im Winter können es sich nur die großen Nationen leisten, mitzurüsten. Die gesamte Skifamilie ist gefordert, da eine bessere Lösung zu finden.“
Nach Ansicht von Schuster müssten die Materialkontrollen, für die der Österreicher Sepp Gratzer zuständig ist, verschärft werden. Doch Hofer sieht dafür keinen Anlass. „Es steht jedem frei, bei der FIS zu beantragen, dass wir noch mehr Personal einsetzen. Der Vorschlag muss nur konkretisiert werden“, konterte der Renndirektor und fügte hinzu: „Wir haben mehr Kontrollsysteme, als den Trainern augenscheinlich zugänglich ist.“
So sei Gratzer bei der Vierschanzentournee ohne das Wissen der Athleten von der Renndirektorin des Damen-Skisprungs unterstützt worden. „Wir schaffen es nicht, in jedem Durchgang jeden Springer zu kontrollieren. Aber an einem Wochenende haben wir alle durch. Und keiner weiß, zu welchem Zeitpunkt was kontrolliert wird“, versicherte Hofer.
Im Verlauf der 61. Vierschanzentournee wurde heftig diskutiert: Über die neuen Anzüge, deren Luftpolster vor dieser Saison von sechs auf zwei Zentimeter reduziert worden war, einen angeblichen „Wunder-Schuh“ der Norweger sowie versteifte Ski. „Es ist ein Wettrüsten. In allen Bereichen gibt es Möglichkeiten, für sich einen Vorteil herauszuholen“, erklärte Schuster.
Er deutete Unregelmäßigkeiten an, ohne jedoch konkrete Schuldzuweisungen zu machen. „Vielleicht wird gar nicht gemogelt, aber es wird alles maximal ausgereizt. Manchmal wird die Grenze überschritten und die FIS erkennt das, manchmal wird es nicht entdeckt. Es ist auf jeden Fall ein Bewegen am Limit“, stellte Schuster fest.
Hofer weiß darum, glaubt aber fest an die Fairness der Athleten. „Ich habe in 31 Jahren, die ich dabei bin, noch keinen Spitzenathleten im Skispringen kennengelernt, der nicht ein ehernes moralisches Verständnis hat, seinen Sieg mit fairen Mitteln zu erkämpfen. Die sind alle für Kontrollen und unsere besten Mithelfer“, betonte der Österreicher.