Skispringer optimistisch Karriereknick nach Kreuzbandriss? Schuster glaubt an Freund
München (dpa) - Erst der Rücken, dann die Hüfte, nun das Knie: Die Krankenakte von Severin Freund wird immer dicker. Nach seinem Kreuzbandriss fragen sich Fans und Experten: Kann der Skisprung-Weltmeister noch einmal an die Weltspitze zurückkehren oder droht ihm sogar das Karriere-Aus?
München (dpa) - Erst der Rücken, dann die Hüfte, nun das Knie: Die Krankenakte von Severin Freund wird immer dicker. Nach seinem Kreuzbandriss fragen sich Fans und Experten: Kann der Skisprung-Weltmeister noch einmal an die Weltspitze zurückkehren oder droht ihm sogar das Karriere-Aus?
Bundestrainer Werner Schuster schiebt diesen negativen Gedanken ganz weit von sich. „Ich sehe keine Gefahr, dass ihn die Verletzung so weit zurückwirft, dass er ans Aufhören denkt“, sagte Schuster der Deutschen Presse-Agentur.
Freund selbst gab sich schon kurz nach der Operation kämpferisch. „Ich habe in meiner Karriere schon einige Rückschläge weggesteckt und weiß damit umzugehen“, teilte er umgehend aus dem Krankenbett in der Münchener Klinik OrthoPlus mit. „Ich werde in den nächsten Monaten konzentriert in der Rehabilitation arbeiten und mich dann auf die Olympia-Saison vorbereiten.“
Sollte die Heilung planmäßig verlaufen, könnte Freund im Sommer wieder auf die Schanze gehen. Dann ist er 29. Nicht zu alt für einen Skispringer, aber doch schon in einem fortgeschrittenen Alter. Ein weiterer Nachteil: Dem 22-maligen Weltcupsieger fehlt dann praktisch ein ganzes Jahr. „Natürlich wird es nicht einfacher, aber Severin hat sich schon öfter zurückgekämpft“, erklärte Schuster.
Schon 2012 war Freund nach einem Bandscheibenvorfall operiert worden. Anfang 2016 musste er wegen akuter Rückenprobleme erneut eine Weltcuppause einlegen. Dann folgte im Frühjahr die Hüftoperation infolge seines Sturzes bei der Vierschanzentournee in Innsbruck.
Fünf Monate lag der Team-Olympiasieger danach auf Eis und konnte im WM-Winter außer beim Weltcup-Auftakt in Kuusamo, wo er überraschend siegte und Zweiter wurde, nie an die Topergebnisse der Vorjahre anknüpfen. Bei der Vierschanzentournee sprang er weit hinterher, ehe er wegen eines grippalen Infekts vorzeitig ausstieg. Beim Heim-Weltcup in Willingen wollte der Bayer an diesem Wochenende nach vierwöchiger Pause wieder angreifen. „Die coole Anlage liegt ihm. Das wäre eine gute Chance gewesen, zurückzukehren“, sagte Schuster.
Stattdessen muss sich Freund nun wieder abseits der Schanze quälen. „Dass Severin nach einem halben Jahr erfolgreichem Trainingsaufbau verletzungsbedingt erneut in eine langfristige Reha muss, ist bitter“, sagte Schuster. „Seine Energie ist nicht endlos. Ich hoffe, dass er die Kraft hat.“
Bei der WM müssen nun vor allem die zuletzt gut aufgelegten Andreas Wellinger und Richard Freitag Verantwortung übernehmen. Ein erfolgreiches Abschneiden in Lahti könnte auch Freund beflügeln. Abgeschrieben hat der Bundestrainer seinen Vorzeigespringer jedenfalls längst noch nicht: „Ich gehe davon aus, dass er in sechs Monaten wieder von der Schanze springt.“