Schlierenzauer zieht mit Nykänen-Rekord gleich
Vikersund (dpa) - Als Gregor Schlierenzauer den für die Ewigkeit gedachten Sieg-Rekord des legendären Matti Nykänen egalisiert hatte, verschlug es dem Überflieger aus Österreich zunächst die Sprache.
„Das ist ein unglaublicher Meilenstein. Ich bin sprachlos“, sagte der Vierschanzentourneegewinner unmittelbar nach dem 46. Weltcupsieg seiner Karriere beim Skifliegen in Vikersund. Erst später fand der 23 Jahre alte Ausnahmekönner die richtigen Worte, um seine Gefühle zu beschreiben. „Das ist natürlich eine geile Geschichte. Es macht mich sehr stolz. Das ist eine Sensation, die man erst begreifen muss“, erklärte Schlierenzauer.
Der Hobby-Fotograf ist für viele schon jetzt der Größte seiner Zunft, auch wenn Nykänen ihm noch einige Erfolge wie einen Einzel-Olympiasieg voraus hat. „Es ist schwer, die beiden zu vergleichen, denn es war damals eine andere Zeit. Nykänen war einzigartig auf der Schanze. Aber er hatte diese Genialität eben nur auf der Schanze und war etwas verloren im Leben. Da hat Gregor ganz andere Optionen. Ich finde es fantastisch, was er macht“, lobte Bundestrainer Werner Schuster den neunmaligen Weltmeister.
Während Nykänen viele Jahre lang der Alkoholsucht verfallen war und sogar für einige Zeit im Gefängnis saß, ist Schlierenzauer abseits der Schanzen bislang immer auf dem Boden geblieben. „Ich bin weit weg von einem Absturz. Ich habe zum Glück ein Topumfeld“, berichtete er unlängst.
„Bei ihm passt alles, vom Elternhaus und dem Umfeld angefangen über die körperliche Statur bis zur Einstellung. Gregor ist der beste Springer. Wie er auftritt und alle Situationen löst, wie er akribisch nach Weiterentwicklungen sucht, das ist schon einzigartig. Er ist ein Botschafter des Sports, vor dem man Respekt haben muss“, würdigte Schuster den als Jahrhunderttalent geltenden Österreicher.
Sven Hannawald stellt Schlierenzauer in eine Reihe mit anderen Top-Assen des Weltsports. „Sein enormer Siegeswille ist vergleichbar mit jenem großer Sportlerpersönlichkeiten wie Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Was er schon in jungen Jahren geleistet hat, ist unglaublich. Gregor ist unzweifelhaft der beste Skispringer aller Zeiten“, lobte Hannawald.
Trotz der Elogen und Erfolge nimmt sich Schlierenzauer nicht mehr so wichtig wie noch zu Beginn seiner Karriere. In seiner Freizeit sucht er vielmehr die Abgeschiedenheit, bereist gern ferne Länder und fotografiert viel. In Wien hat er vor kurzem 60 ausgewählte Motive in einer Ausstellung unter dem Titel „Stille Momente“ präsentiert. Die Bilder sagen viel aus über Schlierenzauer, der betont: „Für mich ist ein stiller Moment, wenn ich ich selbst bin, wenn ich das tun darf, was mir irrsinnig Spaß bringt, wenn ich mich weiterentwickeln kann.“
Das traut Hannawald dem Rekordmann auch im Sport zu. „Ich denke, bis zum Ende seiner Laufbahn wird er 60 bis 70 Erfolge im Weltcup einfahren und mit dem Rekord in ungeahnte Sphären abheben. Diese Marke wird nie mehr ein anderer Springer erreichen“, prophezeite er.