Schmitt fliegt dem Erfolg hinterher
Der Winter war bisher ein Albtraum für den Skispringer. Dennoch betont er trotzig, sein 15. Start sei nicht sein letzter bei der Tournee.
Oberstdorf. Der Traum von einem Triumph bei der 59. Internationalen Vierschanzentournee wird sich für Martin Schmitt auch im 15. Anlauf nicht erfüllen. Im Herbst seiner Karriere hat der viermalige Weltmeister die Weltspitze aus den Augen verloren, die Chancen auf Podestplätze sind trotz eines intensiven Sondertrainings vor Weihnachten gleich null. „Wenn es optimal läuft, kann ich unter die Top zehn kommen. Die Favoriten für den Gesamtsieg sind andere“, erklärte Schmitt vor dem Auftaktspringen am Mittwoch in Oberstdorf.
Dieser Winter war für Schmitt bisher nichts als ein Albtraum. Nur ein einziges Mal hat Schmitt den zweiten Durchgang der besten 30 in einem Weltcup-Springen erreicht. „Martin springt zu wechselhaft“, resümiert Bundestrainer Werner Schuster. Für ihn ist der 32-Jährige, der dem deutschen Skisprung mit seinen Erfolgen kurz vor und nach der Jahrtausendwende zu einem längst wieder abgeebbten Boom verhalf, nicht mehr die Nummer 1 im DSV-Team. „Es ist nicht damit zu rechnen, dass er ganz nach vorne springt“, meinte der Cheftrainer.
Die Kohlen sollen Jüngere, wie Severin Freund oder Pascal Bodmer, aus dem Feuer holen. Schmitt fühlt sich zwar gut, ob er bis zum Ende der Vierschanzentournee mitspringen darf, ist fraglich. Bei der Tournee 2009/10 war Schmitt von Bundestrainer Schuster nach zwei Springen aussortiert worden.
Immerhin hat Schuster den einstigen Vorzeigespringer des Deutschen Skiverbandes (DSV) nicht ganz abgeschrieben. „Bei Martin bin ich am zuversichtlichsten von den arrivierten Springern, dass er noch die Kurve kriegt. Früher oder später wird bei ihm der Knopf aufgehen“, sagte Schuster. Sportlich ist der Mannschafts-Olympiasieger von 2002 vielleicht zu ersetzen, als Aushängeschild einer ganzen Sportart garantiert noch nicht.
Nach einem verkorksten Saisonstart mit Platz 23 in Lillehammer als bisher bestem Ergebnis hatte Schmitt in Sonderschichten vor den Festtagen verbissen um seine Form gekämpft. Wie weit er dabei vorangekommen ist, wird sich am Dienstag (16 Uhr) in der Qualifikation für das Auftaktspringen in Oberstdorf zeigen. „Ich habe mich vor allem mit Anfahrt, Absprung sowie der ersten Flugphase beschäftigt und dabei wieder Sicherheit und Vertrauen in den Sprung bekommen“, berichtete Schmitt.
Andere Ernährung, Materialwechsel, Trainingsumstellung — alles hat wenig genutzt. Rücktrittsforderungen wurden laut. Schmitt aber zeigt sich kämpferisch: „Ich gebe nicht auf, weil ich noch immer Spaß habe. Mindestens bis 2012.“ Schmitt schätzt seine Situation realistisch ein. „Ich kriege schon mit, was über mich geredet wird. Ich weiß aber, was ich für meinen Sport und meine Entwicklung getan habe. Ich zerfließe deshalb nicht im Selbstmitleid“, sagt der Routinier.