Schmitts geringe WM-Chancen - Freitag top
Willingen (dpa) - Als Martin Schmitt 1997 in Trondheim seine erste WM-Medaille gewann, hatte Andreas Wellinger gerade das Laufen erlernt. 16 Jahre danach hat ausgerechnet der zu Saisonbeginn noch völlig unbekannte Youngster den Oldie aus dem Team der deutschen Skispringer verdrängt.
Schmitts Chancen, zum achten und letzten Mal an nordischen Ski-Weltmeisterschaften teilzunehmen, sind knapp zwei Wochen vor Beginn der Titelkämpfe in Val di Fiemme fast auf den Nullpunkt gesunken.
„Die WM ist irgendwo noch im Hinterkopf. Aber fünf haben schon die Norm und einen Podestplatz. Davon bin ich noch weit weg, deshalb denke ich nicht an Italien“, sagte Schmitt am Freitag nach der bestandenen Qualifikation für den Einzel-Weltcup am Sonntag in Willingen.
„Die Situation ist relativ klar. Wir haben fünf Leute, die alle schon einen Podestplatz gemacht und die internen Normen erfüllt haben. Ich möchte Martin und auch Karl Geiger noch eine Chance geben. Aber es wird nur noch mal etwas umgeworfen, wenn diese zwei Jungs absolute Spitzenleistungen bringen“, betonte Bundestrainer Werner Schuster in einem Gespräch der Nachrichtenagentur dpa vor dem Auftakt der Team-Tour an diesem Wochenende in der hessischen Party-Hochburg.
Nach dem Springen am kommenden Mittwoch in Klingenthal wird Schuster sein WM-Aufgebot bekanntgeben. Dem 35 Jahre alten Schmitt, der 1999 und 2001 insgesamt vier WM-Titel gewann und 2009 noch einmal Silber im Einzel holte, droht wie 2007 die Zuschauerrolle. „Dass noch zwei Springer rauskippen, ist eigentlich ausgeschlossen. Es ist schon unwahrscheinlich, dass noch einer rauskippt. Aber man muss abwarten, was passiert“, meinte Schuster.
Ein kleines Fragezeichen steht hinter Weltcup-Neuling Wellinger, der im ersten Saisondrittel mit zwei Podestplätzen für Furore gesorgt hatte. „Diese Kaltschnäuzigkeit, die er vor Weihnachten oder sogar bis zum Tournee-Finale in Bischofshofen hatte, die ist natürlich nicht garantiert. Das war eine außergewöhnliche Qualität, die er gezeigt hat“, sagte Schuster.
Zuletzt lief es für den 17-jährigen Wellinger jedoch nicht mehr rund. Bei seinem letzten Weltcup-Auftritt vor vier Wochen in Zakopane wurde er nur 31., bei der Junioren-WM in Liberec verpasste er die erhoffte Einzelmedaille. „Er kann jetzt sicher nicht mit dieser Unbeschwertheit wieder einsteigen. Ich gehe aber davon aus, dass er das Skispringen nicht verlernt hat und wir ihn zur WM mitnehmen“, erklärte Schuster.
Die Qualifikation in Willingen überstand Wellinger problemlos - genauso wie Andreas Wank. Der Oberhofer ist der zweite Wackelkandidat im Team, in dem Severin Freund, Richard Freitag und Michael Neumayer gesetzt sind. Allerdings hat Wank trotz schwankender Leistungen in diesem Winter einen Bonus beim Bundestrainer.
Schmitt kann also nur noch ein kleines Wunder helfen. Endgültig abgeschrieben hat Schuster den Routinier, der bei der Vierschanzentournee mit dem zehnten Platz im Gesamtklassement ein kaum für möglich gehaltenes Comeback gefeiert hatte, allerdings noch nicht: „Man weiß nie. Der Martin hatte eine Woche Pause, da ist er meistens gefährlich.“