Trendsetter Ammann: Springen bleibt Wundertüte
Leipzig (dpa) - Simon Ammann kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Schon eher belustigt registriert der Schweizer, wie die Skisprung-Welt ihm hinterherhechelt.
Mit der Einführung der starren Bindung veränderte er im Februar das Skispringen, flog der Konkurrenz auf und davon, gewann zwei olympische Goldmedaillen und den Gesamtweltcup, wurde überlegen Skiflug-Weltmeister. Nun, da die Tüftler weltweit sein Bindungssystem nachgebaut und modifiziert haben, überlegt der viermalige Olympiasieger, ob er vielleicht doch wieder zum Bindungsband zurückkehrt. Beim Weltcup-Auftakt im finnischen Kuusamo am Wochenende wird er das Geheimnis lüften.
Ammann ist nach dem vergangenen Erfolgswinter noch reifer geworden und sich seiner Verantwortung bewusst. Wie 2002, als ihm schon einmal zwei Olympiasiege gelangen, wurde er im Sommer herumgereicht und weiter an seinem Mythos als Schweizer Superstar gefeilt. „Ich hätte mir schon geordnetere Bahnen gewünscht“, erzählt „Simmi“. Nur zwei Wochen hatte er Ruhe. Die nutzte er, um zu heiraten. „Die Ehe bekommt mir. Meine Frau kocht wirklich gut“, erzählt er mit einem spitzbübischen Lächeln.
An eine Fortsetzung seines Studiums war nicht zu denken. Doch Sorgen um sein tägliches Brot muss er sich nicht machen. „Der Winter hat wirtschaftlich schon einiges gebracht“, gibt Ammann zu Protokoll. Wie viel? „Schweizer sprechen nicht über Zahlen“, kontert er und verweist auf das Bankgeheimnis. Fakt ist, dass es zahlreiche neue Sponsoren gibt, die sich mit dem einstigen Harry Potter des Skispringens identifizieren. Aber auch für Ammann muss es passen. „Eine Zusammenarbeit muss für mich Hand und Fuß haben, sonst gehe ich sie nicht ein“, betont der 1,72 Meter kleine Springer.
Was die neue Saison bringt, kann und will Ammann nicht sagen. „Ich hätte mir gewünscht, es hätte keine Pause gegeben. Das Siegen war richtig schön. Aber es gibt nicht nur Platz eins. Skispringen bleibt eine Wundertüte, ist ein sehr fundiertes Gebilde. Vor acht Jahren wollte ich nach Salt Lake City die Welt einreißen und ihr die Leichtigkeit des Skispringens zeigen. Von diesen schlechten Erfahrungen profitiere ich jetzt.“
Und er ist sich bewusst, das alle Welt wieder nur Siege erwartet. „Ich habe mich lange mit Martin Schmitt unterhalten. Auch bei ihm ging es nach seinen Erfolgsjahren doch nur noch um erste Plätze, es wurde alles eindimensional gesehen. Momentan bin ich noch sehr entspannt, aber ich habe mir schon heftige Antworten überlegt, wenn ich in eine Ecke gedrängt werden sollte“, bemerkt Ammann und wirkt dabei selten ernst.
Zu Saisonbeginn wird man den Überflieger Simon Ammann jedenfalls nicht erleben. Doch er hat große Ziele. „Natürlich steht die Vierschanzentournee in der ersten Saisonhälfte in der Prioritätenliste ganz oben. Zunächst muss ich sehen, wie ich mit den neuen Regeln zu Gewicht und Skilängen klar komme. Da kann man testen, so viel man will. Wo man wirklich steht, zeigen erst die ersten Weltcups“, sagt der 29-Jährige. Für die WM im Februar 2011 in Oslo hat er einen Traum. „Ich habe im Einzel alles gewonnen, was ich mir vorstellen konnte. Jetzt ist nur noch eine Teammedaille offen. Das ist mein Ziel und dazu stehe ich“, sagt Ammann.