Vierschanzentournee: Wie Schlierenzauer Nykänens Rekord knacken will
Der Österreicher gewinnt die Vierschanzentournee — und Severin Freund stürzt ab.
Bischofshofen. Die 47 ist allgegenwärtig. Das gibt Gregor Schlierenzauer zu. „Ich sehe nur noch die 47 — egal, ob ich in eine Tiefgarage einfahre oder sonst wohin gehe. Das ist eine Riesenmotivation.“ Gregor Schlierenzauer hat eine Vision. Er möchte 47 Weltcupsiege feiern — einen mehr als der bisherige Rekordhalter Matti Nykänen. Mindestens.
Mit seinem Sieg von Bischofshofen am Sonntag hat Schlierenzauer zum zweiten Mal in seiner Karriere die Vierschanzentournee gewonnen. „Unglaublich. Das war bis zum Schluss ein harter Fight mit Anders Jacobsen“, sagt er. Und feiert. Den zweiten Coup bei der Tournee in Folge. Den 45. Weltcupsieg seiner Karriere. Und am Montag seinen 23. Geburtstag. Mehr geht nicht.
Für den Weltmeister schon. „Ich strebe die 47 an — und ich möchte Olympiasieger werden. Das sind Riesenfische, aber ich glaube, ich darf mir die setzen. Das Geilste ist, dass ich noch so jung bin und keinen Zeitdruck habe.“ Er ist keiner, der gegen die Selbstzufriedenheit ankämpfen muss. „Ein Motivationsloch habe ich noch nie gehabt“, sagt der Mann aus dem Stubaital. Und es klingt wie eine Warnung.
Er hat sein Training umgestellt, das Körperliche in den Mittelpunkt gestellt. Weniger Sprünge. Dafür mit mehr Qualität. Das hat ihm einen neuen Kick gebracht. „Es hat mich bestätigt, da ich Bestwerte in der Sprungkraft hatte.“
Als Schlierenzauer (Foto) im Regen gekrönt wurde, schlich Severin Freund nach seinem dramatischen Final-Absturz wie ein begossener Pudel von der Schanze. Deutschlands Hoffnungsträger verpasste den zweiten Durchgang und damit den Podiumsplatz im Gesamtklassement. „Das ist sehr bitter, wenn sich die Sache erledigt hat, bevor der Wettkampf beendet ist“, beschrieb der frustrierte Bayer seine Gefühle.
Auch Bundestrainer Werner Schuster stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. „Severin wollte es erzwingen, er war unlocker. Er muss noch stabiler werden“, sagte Schuster. „Die Tournee ist in der absoluten Spitze an uns vorbeigelaufen. Von der mannschaftlichen Präsenz her sind aber wir so gut wie schon lange nicht mehr.“