Vogt triumphiert erneut: Nach Olympiasieg nun WM-Gold
Falun (dpa) - Carina Vogt schlug nach ihrem erneuten Schanzen-Triumph ungläubig die Hände vor das Gesicht, wenig später kämpfte die erste deutsche Skisprung-Weltmeisterin bei der Siegerehrung mit den Tränen.
Ein Jahr nach ihrem Olympiasieg flog die 23-Jährige am Freitag in Falun zum WM-Gold und schrieb damit erneut Geschichte. „Es ist unglaublich, dass es zum Saison-Höhepunkt wieder geklappt hat. Ich bin etwas gefasster als in Sotschi, freue mich aber riesig“, sagte Vogt.
In einem Herzschlagfinale verwies die Polizeimeisteranwärterin aus Degenfeld mit Weiten von 91,5 und 92 Meter die Japanerin Yuki Ito um 1,8 Punkte auf Rang zwei. Für Weltcup-Spitzenreiterin Daniela Iraschko-Stolz aus Österreich, die zur Halbzeit noch in Führung lag, blieb am Ende Bronze. Mitfavoritin Sara Takanashi aus Japan ging als Vierte wie schon bei Olympia leer aus. „Jetzt habe ich zum zweiten Mal nacheinander bei einem Großereignis gewonnen“, stellte Vogt grinsend fest. „Ich bin einfach nur glücklich.“
Bundestrainer Andreas Bauer war nach der Gala-Vorstellung seines Schützlings völlig aus dem Häuschen. „Das ist ein traumhafter Tag für uns. Die vergangenen zwölf Monate sind wie ein Märchen“, sagte Bauer und fasste die Höhen und Tiefen des Jahres im Zeitraffer zusammen: „Erst der Olympiasieg, dann die Knieoperation, später der schlechte Saisoneinstieg, die ersten zwei Weltcupsiege und heute ist sie Weltmeisterin.“
Nach der Knieoperation im Frühjahr war Vogt lange gehandicapt und erst Anfang Oktober wieder ins volle Training eingestiegen. „Ich war ziemlich unsicher, ob das Knie mitspielt“, berichtete sie in Falun von der schwierigen Zeit. Die Trainer bauten sie immer wieder auf und führten sie auf Spitzenniveau zurück. „Carina hat uns sehr viel Vertrauen entgegengebracht“, erzählte Bauer.
Das zahlte sich in Falun aus. Im ersten Durchgang legte Vogt 91,5 Meter vor, doch Iraschko-Stolz konterte mit 92,5 Metern und lag 3,7 Punkte vor der Deutschen. Doch die behielt die Ruhe und flog im Finale ganz cool auf 92 Meter, während die Topfavoritin nur auf 89 Meter kam und noch hinter Ito auf Rang drei zurückfiel. „Ich habe nicht für möglich gehalten, dass ich den Rückstand noch aufhole“, sagte Vogt.
Für Bauer kam dies weniger überraschend. „Carina ist mental so stark und innerlich völlig ausgeglichen. Das hat den Ausschlag gegeben“, sagte er. Für den Coach war der Triumph „die Bestätigung und der Beweis dafür, dass das Olympia-Gold keine Eintagsfliege war, sondern sie eine ganz große Skispringerin ist.“
Vogt ist mittlerweile Vorbild für ihre Teamkolleginnen, die mit der Medaillenvergabe nichts zu tun hatten. Juliane Seyfarth wurde 14., Katharina Althaus landete auf Rang 17. Wer von den beiden neben Vogt am Sonntag im Mixed startet, will Bauer erst am Samstag entscheiden. Ulrike Gräßler, die bei der Premiere 2009 mit Silber die erste Medaille für den DSV in der jungen Disziplin gewann, musste sich mit Rang 22 begnügen und ist keine Option.