Weltcup-Auftakt der Skispringer ohne Schmitt

Frankfurt/Main (dpa) - Der Abstieg in die zweite Liga des Skispringens hat in Martin Schmitt noch einmal den Ehrgeiz geweckt.

Statt zum Saisonstart an diesem Wochenende in Lillehammer mit den Besten um die Wette zu springen, muss sich der 34-Jährige Routinier auf seine alten Tage im Continentalcup beweisen. Verzweifelt oder gar resigniert ist Schmitt deshalb nicht. „Wenn man die Wahl hat, springt man natürlich immer lieber im Weltcup. Es ist für mich aber kein Dämpfer und ändert nichts an meiner Ausrichtung. Ich weiß, was für mich möglich ist und was ich noch zu tun habe“, sagte Schmitt.

Schafft er den Sprung zurück in den Weltcup oder wird die Saison zur traurigen Abschiedstournee abseits der großen Schanzen? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Fans, sondern auch den viermaligen Weltmeister und Mannschafts-Olympiasieger von 2002. „Ich möchte bei der Vierschanzentournee dabei sein - ganz klar. Und ich will da auch in einer guten Form sein“, verkündete Schmitt das Nahziel.

Neben körperlichen Defiziten macht die Umstellung auf die neuen Anzüge dem einstigen Popstar des Skispringens allerdings schwer zu schaffen. „Ich habe grundsätzlich mit den engen Anzügen kein Problem, in der Luft macht mir das gar nichts aus. Es geht um die ersten 30 Meter nach dem Absprung, um den Übergang. Der Körper ist jetzt einfach nicht mehr so entlastet, fällt schneller auf den Ski“, berichtete Schmitt.

Im Sommer schob er daher ordentlich Frust, weil er nicht so recht vom Fleck kam. „Ich habe Ehrgeiz und mache das nicht bloß, um noch ein bisschen zu springen. Ich will es ja auch gut machen. Das ist der Reiz an der ganzen Sache. Wenn ich sage, ich will es probieren, dann will ich es auch schaffen“, erklärte er seine Motivation.

Bundestrainer Werner Schuster beobachtet den Prozess intensiv und hat Schmitt noch nicht abgeschrieben. „Wir werden das respektvoll begleiten und schauen, ob er es schafft. Ich halte es für möglich, aber der zweite Schritt ist noch mal schwerer als der erste. Wenn er es schafft, ist er natürlich herzlich willkommen“, sagte Schuster.

Mit Freude hat er zur Kenntnis genommen, dass sich Schmitt im Kreise der jungen Springer keinesfalls wie eine Diva aufführt, sondern eine Vorbildrolle ausfüllt. „Er ist nicht der Mann, der die Ellbogen raus tut und sagt, wenn ich schon nicht gut springe, dann ihr auch nicht. Sondern er ist total umgänglich und motivierend für die Truppe. Die Jungs sind stolz, dass sie mit ihm in der Mannschaft springen können“, schilderte Schuster die ungewohnte Situation für den Routinier.

Der begreift seinen Einsatz im B-Team eher als Chance denn als Last. „Ich habe die Möglichkeit, meine Form weiter zu stabilisieren und mir über gute Ergebnisse Selbstbewusstsein und einen Startplatz für die Vierschanzentournee zu holen“, sagte Schmitt.

Sollte ihm dies nicht gelingen, dürfte es mit dem Spaß jedoch schnell vorbei sein. Das weiß auch Schmitt, der deshalb mit einem Trainerstudium in Köln seine berufliche Ausbildung vorantreibt. Das Ende seiner sportlichen Laufbahn ließ er zwar weiter offen, deutete aber an: „Es könnte mein letzter Winter auf der Schanze sein.“