Vor Kraft und Fettner WM-Hoffnung Wellinger springt zum zweiten Weltcupsieg

Willingen (dpa) - Andreas Wellinger ließ sich zu einem Urschrei hinreißen, als der zweite Weltcupsieg seiner Karriere perfekt war. Bei der Siegerehrung vor 17 100 begeisterten Fans sang er später gerührt die deutsche Hymne mit.

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Drei Jahre nach seinem Premierensieg hat Wellinger die Skisprung-Party im Hexenkessel von Willingen gekrönt und Hoffnungen auf eine erfolgreiche Weltmeisterschaft genährt. „Ich hatte das glücklichere Ende für mich. Ich freue mich einfach sehr“, sagte der 21-Jährige.

Als der Erfolg mit Weiten von 147,5 und 135 Metern feststand, wurde der 21-Jährige von seinen Teamkollegen Markus Eisenbichler und Richard Freitag auf Händen getragen. Auch Bundestrainer Werner Schuster war begeistert: „Er hat ein fantastisches Wochenende hingelegt und sich dafür belohnt.“

In einem hochklassigen und spannenden Wettbewerb verwies Wellinger den Österreicher Stefan Kraft, der auf 148,5 und 135,5 Meter kam, um die Winzigkeit von 0,3 Punkten. Dritter wurde Krafts Landsmann Manuel Fettner.

Drei Wochen vor der Weltmeisterschaft im finnischen Lahti untermauerte Wellinger seine Ambitionen, bei der Medaillenvergabe ein Wort mitreden zu wollen. Durch seine Erfolge hat er den Ausfall von Weltmeister Severin Freund fast vergessen gemacht und sich zum neuen Hoffnungsträger im deutschen Team aufgeschwungen. „Er hat die Leaderrolle eingenommen. Aber die WM ist noch weit weg“, sagte Schuster.

Bereits im Team-Wettkampf am Samstag, in dem die deutsche Mannschaft Dritter wurde, war Wellinger herausragend. Mit 145 und 139 Metern setzte er Maßstäbe und schürte entsprechend hohe Erwartungen im hessischen Skisprung-Mekka, wo vor ihm nur Sven Hannawald und Freund für deutsche Siege gesorgt hatten.

Entsprechend groß war der Jubel unter den Fans. Dass ihm der zweite Sprung nicht ganz gelang, war Wellinger egal. „Das ist mir im Moment Wurst. Es war ein extrem enger Wettkampf“, sagte er glücklich. Auch Schuster wollte den Fehler nicht überbewerten. „Wir nehmen den Sieg gern an, er kann aber besser springen“, erklärte er.

Wellinger sieht er auf dem richtigen Weg und die lange und akribische Arbeit bestätigt. „Er hat jetzt sehr viel Selbstvertrauen in der Luft, macht eine gute Landung. Der Gesamtfluss ist ziemlich gut. Was länger dauert, hält auch länger“, sagte Schuster.

Vor allem die gewonnene Sicherheit freut den Bundestrainer. „Er ist sehr stabil geworden und das ist mir sehr wichtig. Er hat im Training und Wettkampf fast nur einstellige Platzierungen. Er kann mit allen Verhältnissen und allen Schanzen umgehen. Das ist eigentlich das erste Mal in seiner Karriere und eine wichtige Basis“, sagte Schuster.

Hinter dem strahlenden Team-Olympiasieger klaffte in Willingen allerdings eine recht große Lücke. Richard Freitag (133 und 121 Meter) fiel noch vom zehnten auf den 23. Platz zurück . Markus Eisenbichler wurde 18., Lokalmatador Stephan Leyhe 20. Karl Geiger und Andreas Wank waren im ersten Durchgang ausgeschieden. „Die anderen sind hinter den Erwartungen zurück geblieben“, sagte Schuster.