Ägypten arbeitet an Waffenruhe in Nahost
Istanbul/Kairo (dpa) - Im Nachbarland Ägypten ringen Israel und radikalislamische Hamas um eine diplomatische Lösung des Gaza-Konflikts.
Die militanten Palästinenser sehen vor einem Waffenstillstand Israel in der Pflicht. Der Vorsitzende des Politbüros der Hamas, Chaled Maschaal, sagte am Montag bei einer von arabischen Fernsehsendern übertragenen Pressekonferenz in Kairo, es sei nicht die Hamas, die nach einem Waffenstillstand rufe, sondern Israel. Das Land müsse den Krieg beenden, den es selbst begonnen habe. Zugleich betonte er: „Wir wollen keine Eskalation.“
Ein Politbüromitglied der Hamas hatte der Deutschen Presse-Agentur zuvor gesagt, dass es noch keine Einigung über die Umsetzung eines Waffenstillstands gebe. „Israel will zuerst einen Waffenstillstand und dann über Regelungen reden“, hieß es. „Wir wollen wissen, wie der Waffenstillstand umgesetzt und wie er gesichert wird und dass Israel ihn respektiert.“ Auch Maschaal sagte, die Hamas wolle Garantien, dass Israel nicht mehr angreife. Israel hatte am Vortag einen hochrangigen Unterhändler in die ägyptische Hauptstadt geschickt.
Ägyptens Präsident Mohammed Mursi hat einen gewissen Einfluss auf die Palästinenser. Denn aus der Muslimbruderschaft - der politischen Heimat Mursis - ging vor Jahrzehnten die Hamas hervor. Mursi hatte sich bereits am Wochenende optimistisch geäußert, es könne schon bald eine Waffenruhe geben. Ägypten steht zwar fest an der Seite der Hamas, hat aber kein Interesse an einer Eskalation.
In den vergangenen Stunden und Tagen hat Ägyptens Präsident Mursi eine Reihe von Telefonaten mit internationalen Staats- und Regierungschefs geführt - unter anderem sprach er mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, US-Präsident Barack Obama und dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Am Dienstag kommt Mursi mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zum Gespräch zusammen.
Inmitten israelischer Angriffe will die Arabische Liga am Dienstag gemeinsam mit dem türkischen Außenminister Ahmet Davutoglu zu einem Solidaritätsbesuch in den Gazastreifen reisen. Der Delegation gehört auch der Liga-Generalsekretär Nabil al-Arabi an.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan verschärfte zuvor seine Kritik an Israel. „Israel ist ein terroristischer Staat“, zitierten türkische Medien den Regierungschef am Montag bei einer Konferenz in Istanbul. Die Welt verschließe die Augen vor Massakern an Zivilisten und Kindern. Der Ministerpräsident hat die Palästinenser-Politik der israelischen Regierung in den vergangenen Jahren immer wieder kritisiert. Unter seiner Führung kam es zum Bruch der Türkei mit dem einstigen Verbündeten.