Algerien verteidigt Vorgehen im Geiseldrama

Algier/Bamako (dpa) - Algerien hat sein umstrittenes Vorgehen im Geiseldrama in der Wüste verteidigt. „Der Einsatz ist die Antwort auf eine Entscheidung der Terroristen gewesen, alle Geiseln zu töten und ein wahres Massaker anzurichten“, zitierte die Tageszeitung „El-Khabar“ einen Armeesprecher.

Das Geiseldrama war am Samstag mit der Erstürmung der Gasanlage bei In Amenas im Osten des Landes blutig zu Ende gegangen. Bei den Militäraktionen gegen die Geiselnehmer wurden insgesamt 55 Menschen getötet. 23 Geiseln seien ums Leben gekommen, gab das algerische Innenministerium am Samstagabend bekannt. Über die Nationalitäten wurde zunächst nichts mitgeteilt. Außerdem seien 32 Terroristen getötet worden. 685 algerische Arbeiter und 107 ausländische Kräfte hätten befreit werden können.

Frankreichs Präsident François Hollande sieht sich durch das blutige Geiseldrama im Kampf gegen den Terrorismus bestärkt. Er verurteilte den Tod der Geiseln als feigen Mord.

US-Präsident Barack Obama machte die islamistischen Geiselnehmer für das Blutvergießen verantwortlich. „Die Schuld an dieser Tragödie liegt bei den Terroristen, die sie verursacht haben“, hieß es in einer schriftlichen Erklärung in Washington. Die Vereinigten Staaten verurteilten die Aktionen der Angreifer in der schärfsten Form.

Obama bot den algerischen Stellen jede Unterstützung an. Die USA würden weiter mit ihren Partnern eng zusammenarbeiten, um die „Geißel des Terrorismus“ in der Region zu bekämpfen. Der Angriff auf das Gasfeld führe erneut die Bedrohung durch Al Kaida und andere gewalttätige Extremisten vor Augen.

Die Anlage In Amenas im Osten Algeriens war am Mittwoch von schwer bewaffneten Islamisten besetzt worden. Am Donnerstag griff das Militär erstmals an. Beim Sturm am Samstag wurden nach einem Bericht der algerischen Nachrichtenagentur APS alle verbliebenen elf Terroristen getötet. Zuvor sollen die Islamisten sieben ausländische Geiseln umgebracht haben. Laut algerischem Radio hatten die Terroristen versucht, einen Teil der Anlage in Brand zu setzen. Die Geiselnehmer in Algerien hatten ein Ende des Militäreinsatzes im Nachbarland Mali gefordert.

In Mali setzte die dortige Armee mit französischer Unterstützung den Kampf gegen islamistische Rebellen fort. Zwei deutsche Transall-Maschinen landeten am Abend in der malischen Hauptstadt Bamako. Sie sollen Soldaten der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas nach Mali bringen.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) sagte Mali im Kampf gegen den islamistischen Terror weitere Hilfe zu. In einem Gastbeitrag für „Bild am Sonntag“ schrieb Westerwelle: „Die afrikanischen Truppensteller brauchen finanzielle Unterstützung. Auf der Geberkonferenz in Addis Abeba Ende des Monats wird Deutschland auch dabei seiner Verantwortung gerecht werden. Jetzt afrikanische Fähigkeiten stärken, heißt auch, unsere französischen Freunde zu entlasten.“

In Mali gelang es der Armee nach Angaben lokaler Medien und der französischen Regierung, Diabali zurückzuerobern. Die Stadt war zuvor in Händen der Islamisten. Nach Berichten von Einwohnern versuchte eine Gruppe mit bis zu 60 Fahrzeugen, Richtung Nampala, Léré und Nara zu entkommen. In Gao im Norden des Landes soll sich nach einem Bericht der nigerianischen Zeitung „The Tribune“ der Anführer der islamischen Terrorgruppe Boko Haram, Abubakar Shekau, verstecken. Er werde von der malischen Rebellengruppe Ansar Dine unterstützt.

Die Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas rief zu mehr internationaler Unterstützung auf. „Es ist an der Zeit, dass die Weltmächte und weitere Staaten und Organisationen die militärische Operation begleiten“, sagte der Ecowas-Vorsitzende Alassane Ouattara in Abidjan in der Elfenbeinküste. Dort wollten die Führer der 15 Ecowas-Staaten ihre Unterstützung untereinander abstimmen. Sie wollen mehr als 3500 Soldaten nach Mali entsenden. Nach Ansicht des französischen Außenministers Laurent Fabius müssen afrikanische Soldaten rasch das Ruder in Mali übernehmen.

Gleichzeitig verstärkt Frankreich seine Truppen in Mali weiter. „Heute befinden sich 2000 französische Soldaten auf malischem Boden“, sagte Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian. Zusammen mit französischen Einheiten aus benachbarten Ländern seien derzeit 2900 französische Soldaten an der Operation Serval beteiligt.