Amoklauf von München: Was wir über den Todesschützen wissen

München. (dpa) - Der 18-Jährige hat die Menschen in München, in Deutschland und in der ganzen Welt in Schrecken versetzt. In einem Amoklauf erschießt er mit einer Pistole völlig unbekannte Menschen.

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Stundenlang herrscht Ausnahmezustand, weil die Hintergründe der Tat unklar sind.

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Jeder dachte sofort an einen islamistischen Hintergrund. Hatte der Schüler Kontakt zu islamistischen Netzwerken?

Terror in München: Tote und Verletzte bei Schießerei in München
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Nein, der junge Mann hatte nach dem aktuellen Stand überhaupt keinen Bezug zu islamistischen Netzwerken wie der Terrormiliz IS. Vielmehr beschäftigte sich der Schüler intensiv mit Amokläufen. Er sammelte Artikel zum Thema. Und er las ein Buch, das die Psyche von Amokläufern analysiert. In seinem Zimmer wurde das Buch „Amok im Kopf - Warum Schüler töten“ gefunden, das mehrere Amokläufe und die Psyche der Täter analysiert.

Wieso sehen die Ermittler einen Bezug zu den Breivik-Morden von Norwegen?

Der Tattag war der fünfte Jahrestag des Massakers, bei dem der rechtsradikale Massenmörder Anders Behring Breivik in Oslo und auf der Insel Utøya am 22. Juli 2011 insgesamt 77 Menschen tötete. „Zum einen ist es das Datum, zum anderen das Alter der Opfer“, die den Bezug zu Breivik nahe legten, sagte Polizeipräsident Hubertus Andrä. Auch Breiviks Opfer waren vor allem Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren. Außerdem soll der Schüler den Amoklauf von Winnenden verherrlicht haben, bei dem 2009 ein 17-Jähriger an seiner früheren Realschule und auf der Flucht 15 Menschen und sich selbst tötete.

War der 18-Jährige schon einmal bei der Polizei aufgefallen?

Nein - jedenfalls nicht als Täter. Vor Jahren sei er einmal Opfer eines Diebstahls geworden. Ein andermal war er, ebenfalls als Geschädigter, im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung unter Jugendlichen bei der Polizei registriert worden, teilte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch mit.

Welche Staatsangehörigkeit hatte der Täter?

Er hatte einen deutschen und einen iranischen Pass. Ein Video vom Tatabend, offenbar aus einem benachbarten Wohnblock aufgenommen, zeigt einen Mann auf einem Dach am Einkaufszentrum, von dem die Polizei annimmt, dass es der Täter ist. „Ich bin Deutscher“, ruft der Mann da auf Beschimpfungen hin. Er sei hier geboren und in stationärer Behandlung gewesen.

Stimmt es denn, dass er psychisch krank war?

„Nach neuesten Informationen hat er sich in ärztlicher und psychiatrischer Behandlung befunden“, sagte Oberstaatsanwalt Steinkraus-Koch. Aus diesem Bereich habe es bereits einen Hinweis gegeben - und „der deutet auf eine depressive Erkrankung hin“. Offen ist, ob der Schüler vor der Tat Drogen oder Medikamente genommen hatte. Die toxikologische Untersuchung werde eine Weile in Anspruch nehmen, betonte Steinkraus-Koch.

Was ist mit seiner Familie?

Er soll einen Bruder haben und lebte bei den Eltern. „Die unmittelbaren Angehörigen waren heute Nacht nicht vernehmungsfähig“, sagte Polizeipräsident Andrä. Ihr Sohn sei verantwortlich für viele Todesopfer - und zugleich hätten die Eltern ein Kind verloren. „Da ist nachvollziehbar, dass man in einer solchen Situation nicht vernehmungsfähig ist.“

Woher hatte er die Waffe - und wieso konnte er schießen?

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Schüler die Pistole, eine Glock Kaliber 9 Millimeter, illegal besaß, denn die Seriennummer war weggeschliffen. Wie oft er abgedrückt hat: noch offen. Er hatte noch 300 Schuss Munition im Rucksack dabei. „Wir können nicht sagen, wie oft der Täter geschossen hat. Genauso wenig können wir sagen, ob er ein geübter Schütze war“, sagte Andrä.