Analyse: De Bruyne entscheidet Finale

Berlin (dpa) - Nicht mal eine tiefe Fleischwunde konnte Kevin De Bruyne stoppen. Mit fünf Stichen ließ sich der 23 Jahre alte Belgier erst nach dem Spiel an der Innenseite des rechten Fußgelenks nähen.

„Er ist ein zäher Hund“, betonte VfL-Manager Klaus Allofs: „Als ich das in der Halbzeit gesehen habe, habe ich gedacht, er kann nicht weiter spielen.“ De Bruyne hielt aber durch und feierte am Ende ausgelassen den 3:1-Sieg in DFB-Pokalfinale in Berlin über Borussia Dortmund, bei dem er mit einem spektakulären Tor für die Vorentscheidung gesorgt hatte.

Ein Spiel, beim dem er seine Klasse eindrucksvoll belegte. Selbst der unterlegene Coach Jürgen Klopp verneigte sich im Moment einer seiner bittersten Niederlagen vor De Bruyne. Lange und innig umarmte der scheidende BVB-Trainer im Olympiastadion am Samstagabend den VfL-Profi. „Da war viel Respekt dabei“, berichtete De Bruyne anschließend.

Der belgische Nationalspieler wäre einst beinahe beim BVB gelandet, entschied sich im Januar 2014 aber für einen Wechsel vom FC Chelsea für geschätzt gut 20 Millionen Euro zum VfL. Anderthalb Jahre später scheint er momentan am Höhepunkt seiner bisherigen Karriere angelangt zu sein. „Das ist etwas besonderes“, sagte De Bruyne zum zweiten Pokaltriumph seiner Karriere. Beim belgischen Cup-Sieg 2009 mit KRC Genk als 17-Jähriger hatte De Bruyne aber nicht gespielt.

„Große Spiele werden durch große Spieler entschieden, und so einer ist er“, hatte der Chef des VfL-Mutterkonzerns Volkswagen, Martin Winterkorn, vor dem Spiel noch prophezeit - und er behielt Recht.

Warum halb Europa derzeit hinter De Bruyne her ist, demonstrierte der quirlige Angriffsspieler beim DFB-Pokalfinale noch einmal auf großartige Weise. In wahrer Champion-Manier drosch er nach einer halben Stunde eine feine Vorarbeit von Daniel Caligiuri in die Maschen des BVB-Tors zum 2:1. Es war die Vorentscheidung zugunsten der Wolfsburger, die erst danach das Spiel dominierten.

Im Normalfall hätte De Bruyne kurz darauf jedoch das Feld verlassen. Ein Tritt von BVB-Abwehrchef Mats Hummels hinterließ die tiefe Fleischwunde. „Es ist Finale“, begründete De Bruyne aber sein Durchhaltevermögen.

Wie lange der begehrte Belgier trotz seines bis 2019 gültigen Vertrages noch in Wolfsburg zaubert, ist nach wie vor ungewiss. „Das muss ich nicht jetzt entscheiden“, sagte De Bruyne zu seiner Zukunft über den Sommer hinaus.

In den vergangenen Wochen hatte er mehrfach mit dem Interesse europäischer Top-Clubs kokettiert und deutlich gemacht, bei einem konkreten Angebot von Vereinen wie Real Madrid, Barcelona oder dem FC Bayern wohl wechseln zu wollen. Allofs blieb davon auch am Samstag unbeeindruckt. Er will den Vertrag stattdessen demnächst deutlich verbessern und am liebsten gar verlängern. Damit würde im Falle eines Wechsels die Ablösesumme für seinen besten Mann noch saftiger als ohnehin schon. Zuletzt hatte Allofs betont, bei einem möglichen Gebot von 50 Millionen Euro „noch nicht einmal zu zucken“.