Analyse: Der Niedergang von Hollands Rechtsaußen

Den Haag (dpa) - Eine „Revolution“ hatte er prophezeit - doch dann erlebt der für seine harten Sprüche bekannte niederländische Rechtsaußen Geert Wilders eine harte Landung. Als am späten Donnerstagabend auf den Bildschirmen die erste Prognose nach der Europawahl erscheint, ist die Überraschung perfekt.

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Wilders' Partei für die Freiheit (PVV) verliert im Vergleich zur Abstimmung vor fünf Jahren knapp fünf Prozentpunkte. Mit rund zwölf Prozent der Stimmen wird sie nur noch viertstärkste Kraft im Land.

Für den erklärten Feind Europas ist dies ein Debakel. Siegessicher hatte er noch vor einigen Tagen in Brüssel einen Stern aus der europäischen Flagge herausgeschnitten - ein symbolischer Akt für den Austritt der Niederlande aus der EU. Dafür wollte er sorgen.

Auch wenn offizielle Ergebnisse erst am Sonntagabend bekanntgegeben werden, der Trend für die Niederlande scheint klar: Die Gegner Europas erleben eine Schlappe, pro-europäische Parteien verbuchen einen Erfolg. „Ein eindeutiges Votum für Europa“, jubelt etwa der Fraktionschef der linksliberalen D66, Alexander Pechtold. Seine pro-europäische Partei geht den Prognosen zufolge als Gewinner aus der Wahl hervor.

Doch diese Rechnung ist zu einfach. Am Tag nach der Wahl sind Beobachter und Parteien auch verwirrt. „Haben wir jetzt für oder gegen Europa gestimmt“, fragt etwa das niederländische Fernsehen in seiner Wahlanalyse.

Das Nein zu Wilders ist nicht automatisch ein Ja zu Europa. Fast jeder zweite Niederländer steht der Europäischen Union skeptisch gegenüber, wie eine neue Umfrage ergab. Doch Wilders' Forderung nach einem Austritt aus der EU geht vielen zu weit. Auch sein Flirt mit rechtsextremen Parteien schreckt ab. Bei dem geplanten Bündnis mit der französischen Front National und der österreichischen FPÖ denken viele unbehaglich an antisemitische oder rassistische Tendenzen.

Das Ergebnis zeigt vor allem eins: „Das Land ist gespalten“, wie die Tageszeitung „De Volkskrant“ feststellt. Das ergibt sich vor allem aus der Wahlbeteiligung: Lediglich knapp 37 Prozent der 12,5 Millionen wahlberechtigten Niederländer gaben ihre Stimme ab.

„65 Prozent unserer Wähler blieben zu Hause“, begründet Wilders seine Niederlage. Das bestätigen ihm auch die Wahlforscher. Doch für Wilders reicht das nicht als Ausrede, denn dies ist bereits seine dritte Wahlniederlage in Folge. Und die hat er allein sich selbst zuzuschreiben. Interner Streit und seine harte Attacke gegen Marokkaner im März vertrieben selbst treueste Anhänger. Innenpolitisch ist er faktisch isoliert.

Wilders steht vor einer ungewissen Zukunft, in Europa und im eigenen Land. „Wir haben wie die Löwen gekämpft“, sagt er in der Wahlnacht. Der Beifall seiner Anhänger fällt müde aus.