Analyse: Kämpfer im Dunkeln - Paris spielt Rolle herunter

Paris (dpa) - Sie haben den Ausschlag im monatelangen, blutigen Kräftemessen in Elfenbeinküste gegeben - französische Soldaten mit UN-Mandat.

Obwohl exakte Informationen über die Militäraktion - gemeinsam mit Kämpfern des gewählten Präsidenten Alassane Ouattara - zunächst im Dunkeln blieben, zeichnete sich doch schnell folgendes Szenario ab.

In der Nacht zu Montag flogen Militärhelikopter Einsätze gegen die Residenz, in der sich der abgewählte Präsident Laurent Gbagbo mit seinen schwer bewaffneten Kämpfern verschanzt hatte. Tagsüber rückten dann knapp zwei Dutzend Panzerfahrzeuge mit Soldaten aus dem Camp der dort stationierten französischen Einheit „Licorne“ (Einhorn) nach.

Augenzeugen wussten auch von einem im Dunkel der Nacht gestarteten Transall-Militärtransporter zu berichten, der französische Elitesoldaten per Fallschirm abgesetzt haben soll. Diese Kommandos sollen letztendlich Gbagbo in seiner Residenz festgesetzt haben, hieß es in ersten Berichten.

Das Dementi aus Paris kam postwendend. Falsch, hieß es im militärischen Oberkommando in Paris: „Zu keinem Augenblick sind die französischen Soldaten in den Park oder die Residenz des Präsidenten eingedrungen.“

Das mussten sie auch nicht, glaubt man dem Ministerpräsidenten von Elfenbeinküste, Guillaume Soro. In seiner TV-Ansprache gab er den Angriff gegen Gbagbos letzte Bastion bekannt: „Heute morgen haben unsere Kräfte den letzten Sturm gegen ausländische Söldner und andere Soldaten des ehemaligen Präsidenten gestartet. Nach heftigen Kämpfen haben sich der eingekesselte und geschlagene Herr Gbagbo und seine Frau Simone ergeben.“

Auch UN-Botschafter Youssoufou Bamba betonte in seiner kurzen Erklärung dreimal, dass Soldaten aus dem Land selbst Gbagbo festgenommen hätten. „Berichte, nach denen es französische Truppen waren, sind falsch. Monsieur Gbagbo wurde von den Streitkräften der Republik Elfenbeinküste festgenommen.“

Für Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy, der kurz nach der Festnahme Gbagbos ein langes Telefonat mit Ouattara führte, war diese Unterscheidung wichtig. Mit Blick auf afrikanische Empfindlichkeiten musste er unter allen Umständen den Eindruck vermeiden, dass die ehemalige Kolonialmacht Steigbügelhalter für Ouattara geworden sei.

Ouattara will nun Gbagbo vor ein Gericht stellen. Der wurde mit seiner Frau umgehend ins Golf-Hotel - dem Sitz seines Gegenspielers Ouattara - gebracht, das unter UN-Kontrolle steht. Erste TV-Bilder nach der Festnahme zeigten einen verwirrt drein schauenden Gbagbo im bunten Mandela-Hemd auf einem Hotelbett sitzen.

Die Franzosen haben sich aus ihrer ehemaligen Kolonie nie ganz zurückgezogen: Sie machen dort gute Geschäfte, die französische Armee hatte immer einen Stützpunkt im Land, um Landsleute und Wirtschaftsinteressen zu schützen.

Aus Abidjan wurde ein Großteil der französischen Soldaten zwar abgezogen. Frankreich setzte sich aber dafür ein, dass eine UN-Mission ins Land kam, behielt zudem ein zuletzt 1650 Mann zählendes eigenständiges Kontingent „Einhorn“. Dieses sollte die UN-Truppen unterstützten, aber auch weiter französische Interessen schützen. Paris versuchte, bisher alles zu vermeiden, was nach postkolonialer Einmischung aussah. Es legte daher großen Wert darauf, dass die Franzosen nur im Rahmen des UN-Mandats vorgehen.