Analyse: Neuer und Robben - zwei Helden in Wembley

London (dpa) - Arjen Robben war der Held von Wembley - aber ohne Manuel Neuer hätten die Bayern ihr Finaltrauma wohl nicht abgelegt. Ausgerechnet der Ex-Schalker im Münchner Tor ebnete dem deutschen Fußball-Meister den Weg zum 2:1-Sieg gegen Borussia Dortmund.

Nach dem Schluss gab es kein Halten mehr, auch nicht bei Robben, der in der 89. Spielminute das Spiel mit seinem Tor entscheiden konnte. Einmal, im alles entscheidenden Moment, blieb Robben Sieger Auge in Auge mit BVB-Keeper Roman Weidenfeller.

Ausgerechnet Robben, der vor einem Jahr beim „Drama dahoam“ gegen den FC Chelsea in der Verlängerung einen Elfmeter vergeben hatte. Damals gab es in einem Spiel wenige Tage später zwischen Bayern und der niederländischen Nationalmannschaft Pfiffe der Münchner Fans gegen Robben - ein Jahr später in London feierten ihn die Anhänger. Was für eine verrückte Fußball-Geschichte!

„Das bedeutet mir sehr viel. Ich kann es eigentlich noch gar nicht fassen. Da sind so viele Emotionen, das ist unglaublich“, sagte der Niederländer in einer ersten Reaktion. Aber bevor Robben das wichtigste Tor seiner Laufbahn schießen konnte, musste Neuer so viel halten wie nie zuvor in dieser Saison.

In wohl mehr als 40 Saisonspielen hätte der 27-Jährige auch lässig vor seinem Tor in einem Liegestuhl liegen können - aber im Finale nicht. Im Spiel des Jahres musste er mehr als nur einmal unter Beweis stellen, warum er seit Jahren Deutschlands Nummer 1 ist. Die erste Prüfung war ein 25-Meter-Schuss von Robert Lewandowski (14.), gleich darauf verhinderte Neuer das 0:1 mit einer grandiosen Fußabwehr beim Flachschuss von Jakub Blaszczykowski (15.).

Mit den Fäusten wehrte er danach einen Schuss von Marco Reus ab (19.). Und auch im zweiten Duell mit Lewandowski blieb er Sieger (35.). Neuer war hellwach, als Ex-Schalker war er gegen den BVB extra motiviert: „Es ist eine Art Derby für mich selbst“, hatte er im Vorfeld gesagt.

Neuer hielt die Null - aber auch der beste Nicht-Nationaltorwart auf der Gegenseite zeigte seine internationale Klasse. Roman Weidenfeller parierte einen Kopfball von Mario Mandzukic (26.) und blieb danach gleich zweimal Sieger Auge in Auge mit Robben (30./43.) - weltklasse! Da sah es so aus, als wäre es nicht der Tag von Robben.

So viele Torwart-Aktionen, wann gibt es das in einem Finale? Unbezwungen blieben die Supermänner im Tor in der zweiten Hälfte aber nicht mehr. Erst war der 32 Jahre alte Weidenfeller ohne Abwehrchance beim Münchner Führungstor von Mario Mandzukic (60.), dann tauchte Neuer beim Foulelfmeter von Ilkay Gündogan in die falsche Ecke (68.). Nicht so Weidenfeller, der einen Gewaltschuss von David Alaba zur Ecke fausten konnte (76.).

Während Neuer mehr und mehr zum Zuschauer wurde, blieb sein Gegenüber gefordert - etwa beim Schuss von Bastian Schweinsteiger (87.). Und dann kam die vorletzte Spielminute - und Robben schob den Ball allein vor dem Tor am hilflosen Weidenfeller vorbei ins Netz. Auch beim 1:0-Sieg im Pokal-Viertelfinale hatte Robben mit einem Traumtor den BVB besiegt. Und Neuer? Lag sich nach dem Siegtor im Mittelkreis mit Dante in den Armen.