Analyse: Snowden beschert Wikileaks ein Comeback

London/Berlin (dpa) - Um Wikileaks war es in den vergangenen Monaten ruhig geworden. Das änderte sich mit den spektakulären Enthüllungen des von den USA gesuchten Informanten Edward Snowden.

Die Enthüllungsplattform setzt sich gekonnt in Szene, stellt den Fall in eine Reihe mit der eigenen Arbeit. Dabei fungieren Wikileaks-Gründer Julian Assange und seine Unterstützer als Fluchthelfer und Experten in internationalen Asylangelegenheiten.

So saß Snowden auf dem Flug von Hongkong nach Moskau nicht alleine an Bord der Aeroflot-Maschine 213. Begleitet wurde der ehemalige US-Geheimdienstler von der britischen Journalistin Sarah Harrison, die seit Monaten eng mit Assange zusammenarbeitet. Ebenso wie Assange beantragte Snowden politisches Asyl in Ecuador.

Der Fall Snowden gibt Wikileaks die Gelegenheit, den eigenen Kampf um Transparenz fortzuführen. In den letzten Monaten war die Plattform dagegen vor allem wegen des Auslieferungsprozesses um Gründer Assange in den Schlagzeilen. Nun verbreitet Wikileaks über das Online-Netzwerk Twitter fleißig Neuigkeiten zu Snowden.

Dabei hatte der 30 Jahre alte US-Amerikaner Snowden zunächst nicht Wikileaks als Wegbereiter für seine Enthüllungen gewählt. Er wandte sich an zwei Medien, denen er persönlich vertraute: die „Washington Post“ und vor allem die britische Tageszeitung „The Guardian“. Erst als es an seinem Fluchtort Hongkong um die Frage ging, wie man sich möglichst effizient dem Zugriff der US-Strafverfolgungsbehörden entziehen und politisches Asyl finden kann, kam Wikileaks ins Spiel.

Nach Angaben von Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson griff Wikileaks Snowden bei zwei Themen unter die Arme. Zum einen berieten die Wikileaks-Anwälte Snowden bei der komplizierten Frage, in welchem Land die US-Behörden welche Zugriffsrechte bei der Strafverfolgung haben, um eine Auslieferung von Snowden in die USA zu erreichen. Zum anderen stellten die Wikileaks-Aktivisten Kontakte zu den Staaten her, die für ein politisches Asyl von Snowden in Frage kamen.

Bei der Verbindung zur Regierung in Ecuador konnte Wikileaks-Gründer Assange sich selbst ins Spiel bringen. Er harrt seit einem Jahr in der Botschaft Ecuadors aus. Assange war dorthin geflüchtet, nachdem alle rechtlichen Mittel gegen eine Auslieferung nach Schweden ausgeschöpft waren, wo die Justiz wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn ermittelt.