Argentinien ist der deutsche Endspiel-Gegner
Berlin (dpa) - Argentinien ist am Sonntag in Rio de Janeiro Finalgegner der weltweit gefeierten deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Brasilien. Das Team um Weltstar Lionel Messi setzte sich im Halbfinale gegen die Niederlande mit 4:2 im Elfmeterschießen durch.
Nach 120 Minuten stand es vor 63 267 Zuschauern in São Paulo 0:0. Im Elfmeterschießen scheiterten dann Ron Vlaar und Wesley Sneijder für das Team-Oranje um Bayern-Star Arjen Robben.
Deutschland und Argentinien stehen sich bereits zum dritten Mal nach 1986 und 1990 in einem WM-Finale gegenüber. 1990 kürten sich die Deutschen beim 1:0 in Rom durch das Elfmetertor von Andreas Brehme zum dritten Mal zum Weltmeister. Bei der WM 1986 siegten die Argentinier in Mexiko-Stadt mit 3:2.
Für den Doppel-Weltmeister aus Südamerika ist es insgesamt bereits der fünfte Einzug in ein WM-Finale nach 1930, 1978, 1986 und 1990. Angesichts des abermals sehr kontrollierten argentinischen Auftritts muss das Team von Bundestrainer Joachim Löw im dritten Endspiel gegen die Südamerikaner aber keinesfalls Angst haben.
Nach ihrem Gala-Auftritt beim weltweit bestaunten 7:1-Torfestival im WM-Halbfinale gegen Brasilien wurden die deutschen Nationalspieler von allen Seiten mit Lob überschüttet. Für die DFB-Auswahl soll der historische Sieg jedoch nur ein Meilenstein auf dem Weg zum vierten Triumph gewesen sein. „Weltmeister ist noch niemand im Halbfinale geworden“, stellte der überragende Mittelfeldmann Toni Kroos fest.
Historisch, epochal, einzigartig - die Fußballwelt verneigte sich schon mal vor den deutschen WM-Helden. „Am Tag des Weltuntergangs wird man sich noch an dieses Halbfinale erinnern“, schwärmte die französische „L'Équipe“. Nicht minder euphorisch fiel der Kommentar in der Zeitung „Le Parisien“ aus, in der die famose Vorstellung des Löw-Teams mit einem Wunder verglichen wurde: „Deutschland läuft quasi auf dem Wasser.“
Damit konnten Joachim Löws Schützlinge wenig anfangen. „Nee, nee, nee, wir haben uns jetzt gegenseitig schon gebremst“, berichtete der nun alleinige WM-Rekordschütze Miroslav Klose nach dem Wahnsinnsspiel gegen den gedemütigten Rekordweltmeister, das als ein Jahrhundertereignis in die Fußball-Geschichtsbücher eingehen wird. Das Team 2014 sei „geerdet“, betonte Bundestrainer Löw: „Ich glaube, dass diese Mannschaft unbedingt bereit ist, das Finale jetzt auch zu gewinnen.“
Im Rausch der Begeisterung empfahl auch DFB-Boss Wolfgang Niersbach Mäßigung: „Wir flippen alle nicht aus, obwohl auch ich dies gerne möchte.“ Konzentrierte Arbeit sei auf der Zielgeraden gefordert, „um dann am Sonntagabend gegen 19 Uhr Ortszeit im Maracanã dieses goldene Ding in die Höhe zu halten“.
Unterstützung erhalten die DFB-Kicker von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die in Begleitung von Bundespräsident Joachim Gauck als Glücksbringerin zum Finale kommt. „Viel Kraft und Konzentration“ wünschte sie der Mannschaft vorab aus der Heimat.
Das Unfassbare, das sich im Estadio Mineirao abgespielt hatte, verzückte die Fußball-Fans auf der ganzen Welt. Für die englische Zeitung „Daily Mirror“ war es das „tollste WM-Spiel aller Zeiten“, für das „Svenska Dagbladet“ aus Schweden „eine Show, wie wir sie noch nie gesehen haben“.
Vor den TV-Schirmen in der Heimat bejubelten durchschnittlich 32,57 Millionen Menschen die Glanzleistung: Rekord. Noch nie hatte ein TV-Ereignis in Deutschland so viele Zuschauer. „Da kann man nur sagen: Danke an die deutsche Elf für eine historische Quote zu einem historischen Spiel“, sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey.
In Brasilien hagelte es dagegen harsche Kritik für den entzauberten Gastgeber. „Fahr zur Hölle, Felipão“, kommentierte das Blatt „O Dia“ in großen Lettern aus Wut über die Taktik von Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari. Für die Sportzeitung „Lance!“ war es „die größte Schande in der Geschichte. Eine unvergleichliche Folter für diejenigen, die die Seleção lieben.“
Auch die Protagonisten waren fassungslos. „Normalerweise kann ich nach einer Niederlage nicht schlafen. Aber nach diesem Ergebnis, bei einer Weltmeisterschaft, die wir alle gewinnen wollten, kann ich nicht einmal weinen. Der Schmerz ist so stark, so groß, dass ich nicht die Kraft habe, zu weinen“, erklärte der gelbgesperrte Kapitän Thiago Silva.