Rekordmann Klose: WM-Titel fehlt noch
Belo Horizonte (dpa) - Auf den Rekord-Salto verzichtete Miroslav Klose beim Jahrhundertsieg. „Bei meinem Tor habe ich einen Schlag abbekommen, da war ich nicht in der Lage, einen Salto zu machen.“
So begründete der nun alleinige WM-Rekordtorschütze den Verzicht auf seine traditionelle, aber auch riskante Jubeleinlage.
Mit seinem 16. WM-Tor krönte sich der 36-Jährige in Belo Horizonte vor Ronaldo ausgerechnet in dessen Heimat zur alleinigen weltweiten Nummer 1. Der brasilianische WM-Held von 2002 schaute traurig drein, als Klose beim 7:1 (5:0) im Halbfinale beim WM-Gastgeber die bis dato gemeinsame Bestmarke von 15 Toren hochschraubte.
„Das bedeutet uns allen wahnsinnig viel“, sagte Bundestrainer Joachim Löw, eröffnete aber zugleich wieder ein bisschen die Jagd auf die Klose-Marke. „Das ist ein Rekord, der in Zukunft vielleicht nur von Thomas Müller nochmal gebrochen werden kann. Er könnte da mal irgendwie einschreiten. In der Historie der WM die meisten Tore erzielt zu haben, das ist eine ganz überragende Leistung.“
Müller, schon zehnfacher WM-Torschütze, hatte netterweise für Kloses besonderes Tor aufgelegt. Der Bayern-Profi selbst eröffnete mit dem 1:0 - und dem 2000. Treffer der deutschen Länderspielgeschichte - das furiose und kuriose Toreschießen gegen die Seleção.
„Natürlich bin ich ihm auf den Fersen, sonst wäre ich falsch hier. Aktuell ist er noch vorn. Aber er hat ja auch altersmäßig gefühlte 20 Jahre Vorsprung“, scherzte Müller. Der WM-Torschützenkönig von 2010 ist nach seinem fünften Tor in Brasilien auf einem guten Weg, als erster Torjäger der Turnier-Historie diesen Titel zu verteidigen. Einen Treffer liegt er zur Zeit hinter dem Kolumbianer James Rodríguez. „Wir ziehen durch bis zum Schluss. Mal schauen, was dann alles abgefallen ist“, sagte Müller.
Höchste Prioritätsstufe: der WM-Titel. „Es ist schön, dass man die Möglichkeit bekommt, ein zweites WM-Finale zu spielen. Es ist fantastisch. Aber ich habe schon eins verloren, ich weiß, wie sich das anfühlt“, erinnerte Klose an die bittere Niederlage von 2002 gegen Ronaldos Brasilianer. „Ich muss jetzt alles tun, dass wir es anders machen“, erklärte Klose, der einzige Halbfinalist bei vier aufeinanderfolgenden Weltmeisterschaften. Wie die großen Stürmer vor ihm - wie Fritz Walter (1954), Gerd Müller (1974) oder Jürgen Klinsmann und Rudi Völler (beide 1990) - kann sich Klose durch den WM-Triumph in die Riege der ganz großen Angreifer ballern.
„Hut ab vor Miroslav Klose. Er ist der produktivste Torjäger der Turnier-Geschichte“, rühmte FIFA-Präsident Joseph Blatter den deutschen Torjäger. Und der Goalgetter, der alle seine WM-Treffer im Strafraum erzielte, sicherte sich auch einen Eintrag im Guinnes Buch der Rekorde.
„Er ist einfach ein super Weltklassestürmer. Dass er immer noch so fit und wichtig für die Mannschaft ist. Und Thomas ist ein Phänomen, das wissen alle“, lobte Jérome Boateng die deutsche Extraklasse-Offensive. Als „unermüdlichen Arbeiter, Teamplayer, wie es besser nicht geht, und Torjäger“ charakterisierte Müller den erfahrenen Offensivkollegen.
„Er ist torgefährlich wie eh und je“, sagte Bundestrainer Löw. „Wenn man es jemandem gönnt, dann dem Miro, der über eine so lange Zeit auch in seinem Alter immer noch auf einem ganz hohen Niveau spielen kann.“ 136 Länderspiele, davon 23 bei Weltmeisterschaften, und 71 Tore, davon 16 bei den WM-Turnieren, belegen die Löw-Einschätzung eindrucksvoll.
Doch Klose ist noch nicht fertig bei seiner letzten WM. „Miro ist ein herausragender Stürmer in den letzten 12, 13 Jahren. Wahrscheinlich der stärkste, den wir haben in Deutschland“, rühmte auch Innenverteidiger Mats Hummels den einzigen nominellen Stürmer im Kader. „Wunderschön für ihn, dass er heute seinen 16. Treffer erzielt hat. Und sollte er unbedingt noch 'nen 17. machen wollen, dann wäre das für uns auch in Ordnung“, sagte Hummels mit einem Augenzwinkern. Für Tor Nummer 17 ist das WM-Finale reserviert.