Porträt „Armin, Armin, Armin“ - Erst unterschätzt, jetzt umjubelt
Düsseldorf (dpa) - Sie tragen ihn auf Händen. Es ist ein sensationeller Erfolg für Armin Laschet und seine nordrhein-westfälische CDU. „Wir haben zwei Wahlziele gehabt: Rot-Grün zu beenden und stärkste Partei zu werden.
Und beides ist gelungen“, ruft der strahlende Wahlsieger. Allerdings lassen sie ihn kaum ausreden, seine Anhänger in der Düsseldorf Parteizentrale, nach der ersten Hochrechnung am Sonntagabend. „Armin, Armin, Armin.“ Der CDU-Parteichef genießt seinen Triumph. Ein wenig ungläubig schaut er zwischendurch doch.
Laschet galt lange als chancenlos gegen die SPD-Landesmutter Hannelore Kraft. Auch in der eigenen Partei haben einige den CDU-Landeschef zunächst unterschätzt. Nun schlägt er die SPD in der „Herzkammer der Sozialdemokratie“ klar und deutlich, verweist sie auf Platz zwei. „Rot-Grün war schlecht für die Menschen“, lautet das Fazit des 56-Jährigen bei der Wahlparty. „Wir wollen nicht mehr Schlusslicht sein.“
Der Bundesvize weiß, dass sein Erfolg vier Monate vor der Bundestagswahl auch für Parteichefin und Kanzlerin Angela Merkel Gold wert ist. Nach dem Saarland und Schleswig-Holstein liefert er ihr den dritten - und wichtigsten - CDU-Sieg. Denn die NRW-Wahl wird auch als „Generalprobe“ für den 24. September gehandelt. Laschet: „Wir wollen auch die Bundestagswahl gewinnen. Wir wollen, dass Angela Merkel Bundeskanzlerin bleibt.“ Jubel.
Die SPD hat in NRW 50 Jahre lang immer den Ministerpräsidenten gestellt, nur mit der einen Ausnahme von CDU-Regierungschef Jürgen Rüttgers 2005 bis 2010. Und nun kommt Laschet. Gut 34 Prozent hat er geholt nach ersten Zahlen - im Vergleich zu 2012 ein deutlicher Sprung. Damals war die CDU allerdings auf ihr Rekordtief von 26,3 Prozent abgestürzt. Aber egal, das war vorgestern, was wirklich zählt für die CDU: Der Aachener Laschet wird in die Staatskanzlei einziehen, Regierungschef im einwohnerstärksten Bundesland werden.
Möglich, dass Laschet Geschichte schreibt und die erste große Koalition in NRW schmiedet. Ob es auch für ein Bündnis mit der FDP reicht, war zunächst noch offen. Schwarz-Gelb wäre nach früheren Aussagen seine Wunsch-Konstellation.
Der Mann, der am Wahlsonntag im Rampenlicht steht, hat harte Arbeit hinter sich. Als die NRW-CDU vor fünf Jahren nach der Schlappe mit Norbert Röttgen am Boden lag, übernahm Laschet in der Krise. „Wir haben uns nicht beirren lassen, Kurs gehalten auch in schweren Zeiten“, erinnert er sich stolz.
Auch für ihn persönlich war es nicht leicht. Einige sahen ihn als Verlegenheitslösung. Kritiker fanden ihn zu harmlos, zu ungefährlich, vermissten Profilschärfe. Aber er nahm die Basis geschickt mit beim Erneuerungsprozess. Zum Spitzenkandidaten kürten sie ihn mit satten 97 Prozent. Und nun ist sowieso jede Skepsis Geschichte.
Politik ist schon lange Laschets Geschäft. 1994 bis 1998 saß er im Bundestag, dann im Europaparlament. Vor zwölf Jahren war er unter Rüttgers Integrationsminister. Aber erst jetzt ist Laschet wirklich ganz oben. Und der mit rund 130 000 Mitgliedern ohnehin wichtigste CDU-Landesverband gewinnt weiter an Gewicht.
Und wie ist der Mensch Laschet? Er stammt aus einer Aachener Bergmannsfamilie. Sein Vater arbeitete unter Tage, abends lernte dieser, wurde Lehrer und Schulleiter. Die drei Laschet-Jungs konnten studieren, Armin wählte Jura. Er hat drei erwachsene Kinder, mit seiner Frau Susanne ist der gläubige Katholik seit mehr als 30 Jahren verheiratet. Der 56-Jährige ist Fußballfan, fiebert mit seinem Verein Alemannia Aachen, der in der Regionalliga West herumkrebst. Am Anfang hatte Laschet als Journalist gearbeitet, dann kam die Politik.