Bundestagswahl Plagiatsvorwürfe gegen Armin Laschet: Trumpf für Olaf Scholz?
Meinung · Nach den Plagiatsvorwürfen gegen Armin Laschet und den Fehlern von Annalena Baerbock könnte der SPD-Politiker Olaf Scholz die Gunst der Stunde nutzen.
Dass Olaf Scholz (SPD) wirklich Kanzler wird, damit rechnet eigentlich fast keiner. Doch wenn seine Konkurrenten so weitermachen, könnte es am 26. September eine Überraschung geben. Wochenlang hat sich die politische und mediale Republik mit den Fehlern der grünen Spitzenkandidatin Annalena Baerbock beschäftigt. Und sich dabei intensiv mit der Frage befasst, was es für ihre Ambitionen aufs Kanzleramt bedeutet, dass Stellen aus ihrem Buch schon einmal in anderen Texten zu lesen waren. Der Ikarus-Effekt setzte ein, der grüne Höhenflug geriet ins Stottern. Kontrahent Armin Laschet (CDU) profitierte und katapultierte sich fast geräuschlos in die Favoritenrolle. Doch jetzt ist auch der Kanzlerkandidat der Union und NRW-Ministerpräsident dabei erwischt worden, dass er fremde Ideen und ganze Sätze als seine eigenen ausgegeben hat. Laut Plagiats-Detektor hat er sich in seiner Zeit als Integrationsminister dutzendweise Sätze für sein Buch ausgeborgt.
Damit sitzen Laschet und Baerbock in diesen Tagen, die auf die Wahl zurasen, quasi in einem Boot, befinden sich beide – angeschlagen – in einem Prozess, der auch in den kommenden Wochen schmerzhaft zu werden droht. Beide üben Selbstkritik, entschuldigen sich, geben zu, unsauber zitiert zu haben. Aber reicht es, einen Fehler öffentlich einzugestehen und die Krone wieder aufzusetzen? Schon in Erftstadt sorgte ein lachender Laschet im Flutgebiet für empörte Reaktionen. Jetzt muss er schon wieder die nächste Krise bewältigen. Und wenn es tatsächlich so ist, dass Wähler bei Bundestagswahlen tief sitzende Grundüberzeugungen und moralische Bauchgefühle in ihre Entscheidung einfließen lassen, dürfte es für Laschet und Baerbock schwer werden. Zumindest wird jetzt nicht mehr mit zweierlei Maß gemessen. Die Vorwürfe gegen Baerbock stehen im gleichen Licht wie die von Laschet. Das macht die Sache freilich nicht besser. Umfragen, die vor Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe gegen Laschet liefen, ergaben am Freitag, dass 34 Prozent der Befragten Scholz als Kanzler „am liebsten“ wäre. Der lachende Dritte dürfte der SPD-Mann trotzdem nicht werden. Doch der Trend spricht für sich.