Aufsichtsräte des FC Bayern wollen Urteil abwarten
München (dpa) - Der prominent besetzte Aufsichtsrat des FC Bayern München will trotz der neuen Enthüllungen im Steuerprozess gegen Uli Hoeneß vor einem Urteil keine Entscheidungen in der Sache treffen.
Auch einen Tag nach dem spektakulären Geständnis des Aufsichtsratschefs, insgesamt 18,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben und damit 15 Millionen mehr als angenommen, wollte sich zumindest öffentlich kein Vertreter des Gremiums zur Zukunft von Hoeneß äußern.
Das Gerichtsverfahren gegen den Präsidenten des FC Bayern laufe noch, sagte Audi-Chef Rupert Stadler. Der Prozess beleuchte einen „komplexen Sachverhalt“ und bedürfe einer „letztinstanzlichen Entscheidung“, sagte der Konzernchef am Dienstag in Ingolstadt auf der Bilanzpressekonferenz der VW-Tochter. Der Manager ist im Aufsichtsrat der Bayern Hoeneß' Stellvertreter.
Ein VW-Konzernsprecher verwies auf die Stellungnahme des Aufsichtsrates vom November vergangenen Jahres. Diese Erklärung habe weiterhin Gültigkeit. „Dem haben wir nichts hinzuzufügen“, sagte er. Das Kontrollgremium hatte Anfang November 2013 erklärt, dass Hoeneß sein Amt als Aufsichtsratschef weiter ausüben solle.
Die Stellungnahme stützte sich auf die Ergebnisse eines juristischen Gutachtens, wonach es im Ermessen eines Aufsichtsrates liege, Hoeneß' Verdienste rund um den Fußball und zum Wohle des Clubs unabhängig von strafrechtlichen Ermittlungen zu bewerten.
Adidas-Sprecher Jan Runau erklärte: „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns aktuell nicht zum Verfahren Uli Hoeneß äußern“. Ähnlich kommentierte ein Telekom-Sprecher den Stand der Dinge: „Zum jetzigen Zeitpunkt“ könne er „nur auf die Erklärung des FCB-Aufsichtsrates im Vorfeld des Prozesses verweisen“, teilte er mit.
Im Aufsichtsrat des FC Bayern sitzen neben dem Vorsitzenden Hoeneß die Konzernchefs Stadler, Herbert Hainer (Adidas), Timotheus Höttges (Telekom) und Martin Winterkorn (VW) sowie Bayern-Vize Karl Hopfner, Helmut Markwort (Herausgeber des Nachrichtenmagazins „Focus“), Dieter Rampl (ehemaliger Verwaltungsratsvorsitzender der UniCredit Group) sowie der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber.
Der CSU-Politiker hatte am Tag vor dem Prozessauftakt das Vorgehen des Aufsichtsrats verteidigt. Das Gremium habe in erster Linie die Interessen des Vereins zu würdigen. „90 Prozent der Mitglieder und 92 Prozent der Fans wollen den Uli Hoeneß behalten“, sagte Stoiber. „Da kann man nicht so ohne weiteres als Aufsichtsrat, so lange noch nichts entschieden ist, einfach jetzt Konsequenzen ziehen, die zum Schluss gar nicht gezogen hätten werden können, und dann ist der Schaden viel größer für den Verein“, hatte Stoiber am Sonntag in der ARD-Sendung „Günther Jauch“ noch vor dem ersten Prozesstag gesagt.