Banken zögern mit Entscheidung zu Athen-Rettung
Berlin/Frankfurt (dpa) - Das Tauziehen zwischen Politik und Banken über einen Beitrag zur Griechenland-Rettung geht weiter. Vor einem Spitzentreffen der Chefs von Banken und Versicherern mit Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) an diesem Donnerstag zeichnete sich noch keine Lösung ab.
Angestrebt wird eine freiwillige und zugleich substanzielle Beteiligung der Geldgeber an einem zweiten Hilfspaket.
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann stellte am Mittwoch in Berlin grundsätzlich Hilfe in Aussicht, warnte aber vor einem Schnellschuss und den Risiken. Die Banken würden der Politik zwar nicht gerne die Hand reichen, sie seien sich ihrer Verantwortung aber bewusst, sagte Ackermann. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) entgegnete, die Banken sollten sich schon aus Eigeninteresse beteiligen, wenn sie auch in Zukunft in politisch stabilen Ländern arbeiten wollten.
Das zweite Hilfspaket für Griechenland soll bis zu 120 Milliarden Euro umfassen. Zuletzt war darüber spekuliert worden, dass sich der Anteil der privaten Gläubiger bei bis zu 30 Milliarden Euro bewegen könnte. In Frankreich hatten sich Regierung und Banken bereits auf ein Modell für eine Laufzeitverlängerung verständigt. Dieses gilt für die Verhandlungen in Deutschland als Basis und eine mögliche Option.
Schäuble kommt am Donnerstag in Berlin mit Spitzenmanagern der deutschen Finanzbranche zusammen. Unterhändler loten bereits seit Tagen eine Lösung aus. Vor dem Spitzentreffen war von einer „Schlussrunde“ die Rede, eine endgültige Einigung war aber am Mittwochabend noch offen. Eine Lösung soll spätestens bis zum Sondertreffen der Euro-Finanzminister an diesem Sonntag vorliegen.
Nach dem französischen Modell sollen Geldgeber bei auslaufenden griechischen Staatsanleihen einen Teil des dann fälligen Geldes in neue Schuldtitel mit 30 Jahren Laufzeit investieren. Ein weiterer Teil soll in einen speziellen Fonds fließen.
Eine Laufzeitverlängerung für griechische Anleihen ist laut Ackermann mit erheblichen Risiken für die Banken verbunden. „Das klingt alles so einfach und verlockend: Freiwillig verlängern“, sagte Ackermann bei einer Konferenz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Die Folgen aber für Rechnungslegung, die globale Finanzwelt sowie die Ansteckungsproblematik müssten bedacht werden. Auch gebe es keine Transparenz über die Risikoverteilung bei Kreditausfallversicherungen (CDS). „Wir wissen nicht, wie die Größenordnung ist.“
Ackermann betonte aber zugleich: „Ich gehe davon aus (...), dass wir die Hand bieten zu einer Lösung. Aber nicht, weil wir es gerne tun.“ Es müsse eine „Kernschmelze“ verhindert werden. Es dürfe aber auch keine Lösung geben, die anschließend zum Kollaps führe.
Commerzbank-Chef Martin Blessing nannte das Frankreich-Modell - wie zuvor schon Vertreter der deutschen Kreditwirtschaft - eine gute Beratungsgrundlage. Es klemme aber noch an einigen Stellen. Es gehe darum, in der Griechenlandkrise Zeit zu gewinnen, sagte Blessing. Auch sollte ein Abschreibungsbedarf bei Banken vermieden werden.
FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle hält auf absehbare Zeit einen harten Schuldenschnitt für unvermeidlich: „Ich bleibe dabei, dass es zum Zeitpunkt X eine Umschuldung geben wird.“ Bei einem solchen Schnitt müssten Griechenlands Geldgeber endgültig auf einen größeren Teil ihrer Forderungen verzichten.
Bundespräsident Christian Wulff mahnte eine Beteiligung der Banken an und kritisierte zugleich „Trittbrettfahrer in der Finanzwelt“. Der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag) sagte Wulff: „Die Banken müssen Verantwortung übernehmen: zum Beispiel Kredite strecken, Zinsen verändern.“ Es gebe zu viele, „die profitieren, ohne beizutragen“.