Bei Fahndung kein „dicker Fisch“ gefasst
Berlin/Aachen (dpa) - Bei einer breit angelegten Fahndung im Grenzgebiet nahe Aachen ist der deutschen Polizei nicht wie erhofft einer der Hauptverdächtigen der Pariser Terrorserie ins Netz gegangen.
„Leider ist es wohl nicht der, auf den wir alle gehofft hatten, dass er es sein könnte“, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Berlin.
Unter den sieben Festgenommenen befand sich demnach nicht der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Salah Abdeslam. Der 26-Jährige ist ein Bruder eines der Selbstmordattentäter von Paris. Die Festgenommenen sollten am Abend wieder freigelassen werden. „Wir können feststellen, dass wir keine Erkenntnis haben, dass die Personen mit dem Anschlag in Verbindung stehen“, sagte ein Polizeisprecher.
Es habe Hinweise gegeben, dass es möglicherweise „ein dicker Fisch“ hätte sein können, so de Maizière. Anhaltspunkte gab es, weil Salah Abdeslam vor rund zwei Monaten in Deutschland und Österreich war. Er sei am 9. September aus Deutschland kommend mit zwei Begleitern nach Oberösterreich eingereist, hatte am Dienstag ein Sprecher des österreichischen Innenministeriums mitgeteilt. De Maizière sagte auf Nachfrage, daher sei „die Vermutung, dass es vielleicht eine Fluchtbewegung nach Deutschland gibt, nicht ganz abwegig“ gewesen.
Der Minister betonte zur Situation in Deutschland nach der Terrorserie in Paris: „Die Gefährdungslage ist wirklich hoch.“ Es gebe nach wie vor Sorge, dass einer der Täter in Nachbarländer Frankreichs fliehe. Daher sei richtig, verstärkte Grenzkontrollen aufrechtzuerhalten. Es habe sich auch gezeigt, dass die Sicherheitsbehörden wachsam seien, um Folgeanschläge und Nachahmungstaten zu verhindern.
Weiter offen ist, ob es sich bei einem in Paris getöteten Attentäter womöglich um einen als Flüchtling getarnten Terroristen handelt oder ob dies eine bewusst vom Terrornetzwerk IS gelegte Spur ist. „Der Sachverhalt ist noch nicht abschließend geklärt“, sagte de Maizière. Es scheine so zu sein, dass das Personaldokument mit der gefundenen Person identisch sei. „Aber es ist keineswegs sicher, dass es sich um einen echten syrischen Pass handelt.“
Es habe Berichte aus Serbien gegeben, dass ein weiterer Pass mit diesem Namen und einer bestimmten Person aufgetaucht sei. Es lasse sich noch nicht abschließend sagen, ob es sich um einen Flüchtling handele, der vom Terrornetzwerk IS geschickt worden sei, oder um einen geschickten Schachzug, die Menschen so zu verunsichern.
Alsdorf ist eine Stadt mit knapp 50 000 Einwohnern im Dreiländereck Deutschland-Belgien-Niederlande. Der Zugriff der Polizei erfolgte nach einem Hinweis aus der Bevölkerung. Am Vormittag nahm ein Spezialeinsatzkommando zunächst zwei Frauen und einen Mann fest, nachdem diese das Alsdorfer Jobcenter verlassen hatten. Alle drei hatten ausländische Pässe. Am Nachmittag wurden zwei weitere Männer festgenommen. Später wurden in demselben Haus, in dem schon der vierte und fünfte Verdächtige aufgegriffen worden waren, noch zwei weitere Verdächtige entdeckt.
Abdeslam, der seinen Wohnsitz in Brüssel hat, soll den VW Polo gemietet haben, mit dem die Attentäter am Freitag zur Pariser Konzerthalle „Bataclan“ gefahren waren. Allein dort töteten sie fast 90 Menschen. Sein Bruder Brahim Abdeslam sprengte sich in einem Pariser Café in die Luft.